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Cactus: V

Wirkliche Innovation und ein Hauch von Moderne sind hier nicht
Wertung: 5/10
Genre: Blues Rock
Spielzeit: 63:25
Release: 28.07.2006
Label: Escapi Music

Also jetzt wird es aber mal richtig haarig... Denn auch wenn ich persönlich mit meiner Generation der 1980 Geborenen, nie wirklich in den Genuss der 60er und 70er Jahre „Flower Power“ – Zeiten kam, so muss ich dennoch mehr als nur einmal meine Augenbrauen hochziehen, über den nun folgenden Vergleich: Laut meiner offiziellen Presseinfo werden nämlich die Altherrenrocker von Cactus als “The American Led Zeppelin“ glorifiziert und beworben. Eine Anmaßung und Vergleich, der im Grunde genommen wirklich nur einer übelsten, blasphemischen Gotteslästerung per exellance gleichkommt... Sorry, aber nichts und niemand wird sich wohl jemals auf die selbe Stufe gesellen dürfen, welche die unumstrittenen Hard Rock- und Psychadelic Legenden um Jimmy Page inne haben. Nein, nein und nochmals nein!

Nicht nur, dass bereits dieser rein werbewirksame Vergleich von Cactus mit Led Zeppelin deutlich hinken würde... Aber fangen wir dennoch erst einmal von vorne an und rollen ein wenig die Genesis dieser Combo auf: Gegründet hat sich das Rock ´n´ Blues Quartett seinerzeit im Jahre 1970 und brachte bis zum Ende des Jahres 1972 immerhin stolze vier Alben an den Start, die wohl auch bis heute noch reichlich Anklang unter den Fans dieser amerikanischen Blues-Rock Formation findet. Dann folgte allerdings innerhalb der Band der große Bruch und man verabschiedete sich (vorerst) vom aktiven Showgeschäft.

Doch da richtige Vollblutmusiker bekanntlich nie wirklich die Gitarre an den Nagel hängen, war es zudem nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich zumindest zwei der ehemals vier Cactus – Mitglieder wieder zusammen taten (in diesem Falle der Schlagzeuger Carmin Appice und der Bassist Tim Bogert). So zog man dann als sogenannte „Pre-Cactus“ Band namens Vanilla Fudge nicht gänzlich erfolglos durch die Lande und wie es die traditionelle Rockgeschichte eben so will, dauerte es auch nicht mehr allzu lange bis auch der ehemalige Gitarrist Jim McCarty wieder Blut geleckt hatte und zu seinen damaligen Bandkollegen zurückkehrte.

Soweit, so unspektakulär... Was allerdings letztendlich eine komplette Reunion der alten Urformation verhinderte, war der sowohl tragische – als auch überraschende – Tod des damals agierenden Sängers Rusty Day. Dennoch sollte sich alsbald ein würdiger Nachfolger finden lassen und zwar in der Gestalt des Ex- Savoy Brown Gesangsvirtuosen Jimmy Kunes. Nun konnte es also wieder los gehen, mit der „alten und rockigen Dampflock“ von Cactus...

Man ließ sich aber erst mal alle Zeit der Welt und begann bereits anno 2001 mit dem Songwriting und Komponieren neuer Stücke. Warum man soviel Zeit für eine einzige CD-Produktion benötigte, weiß ich leider selber nicht und lasse die Frage deswegen mal so im Raume stehen. Zumal einem dann auch die Aussage von Carmice Appice eher bedenklich stimmt, dass man musikalisch wirklich genauso agieren und klingen wollte wie zu damaligen Glanzzeiten. Ah, ja... Somit vergessen wir jetzt also lieber, dass wir uns mittlerweile im „etwas moderneren“ 21. Jahrhundert befinden und die Kinder einiger, damaliger Hippies heute als ganz pflicht- und vaterlandsbewusste Soldaten für einen gewissen US-Präsidenten wie Heuschrecken in Landstriche wie beispielsweise den Irak eingefallen sind (was ja im Grunde aber auch mal eine ganz innovative Form der „Gegenwartsbewältigung“ darstellt).

Ob die Jungs von Cactus damals wirklich vereinzelt auch als „unterbewertet“ bezeichnet wurden, muss ich jetzt einfach mal so hinnehmen und glauben, da ich es selbst nicht besser weiß. Aber dass man sie hier und jetzt im Jahre 2006 aber auch nicht „überbewerten“ sollte, kann ich hingegen nur dick und fett unterstreichen. Auf “V“ tummeln sich insgesamt 14 Songs der wirklich extrem retrolastigen und innovativ äußerst fragwürdigen Machart. Wie soll ich es am besten formulieren? Die Gitarren klingen durchgehend nach altbackenen „heile Welt“ – Riffs, der gesamte Mundharmonika Einsatz von Gastmusiker Randy Pratt schreit nahezu nach (sehr) viel Whisky bei 30 Grad im Schatten und Jimmy Kunes singt wie nach einer gerade absolvierten Harley Davidson – Spritztour auf der Route 66.

Wie gesagt, wirkliche Innovation und ein Hauch von Moderne sind hier nicht mal ein trockenes Staubkorn unter den (ausgelatschten) Cowboystiefeln wert. Aber dennoch kann man den alten Haudegen nicht vorwerfen, dass sie ihr Handwerk nicht verstehen würden. Denn die Produktion des Albums (mal ganz allgemein betrachtet) ist eine durchweg saubere und runde Sache geworden. Aber das größte Manko ist und bleibt aus meiner Sicht eben einfach dieser dermaßen extreme Old-School Sound, der die Schuld daran trägt, dass man sich als nachfolgende Generation mit dem vorliegenden Output der „Hippie –und Woodstock Ära“ wohl nur verdammt schwer tun kann.

Allen anderen hingegen kann diese „Back-to-the-Basics“ Platte aber durchaus empfohlen werden. Auch wenn es niemals, nicht auch nur den geringste Hauch eines musikalischen Vergleiches mit den Heroen von Led Zeppelin oder Saga zu bekunden gibt.

PS: Ab September werden Cactus dann auf eine große Amerika und Europa Tour gehen. Sowie ein Release einer aktuellen Live-DVD ins Auge fassen.

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