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Bury Tomorrow: The Seventh Sun

Brutaler, intelligenter, moderner
Wertung: 9,5/10
Genre: Metalcore
Spielzeit: 42:27
Release: 31.03.2023
Label: Sonic Music Entertainment

Die Briten Bury Tomorrow haben es ihren Fans zwischen der Veröffentlichung der letzten Scheibe „Cannibal“ und der neuen Platte „The Seventh Sun“ nicht leicht gemacht, schließlich war mit Gitarrist Jason Cameron einer der wenigen Klarsänger im Metalcore aus der Truppe ausgestiegen, die man sich ohne zu klagen anhören konnte, ja, dessen Stimme den Songs sogar die Extrawürze gegeben hatte. Ein neuer Sänger musste her, ein neuer Gitarrist sowieso; mit Ed Hartwell wurde letzterer Posten direkt neu besetzt, den Klargesang übernimmt nun Keyboarder (!) Tom Prendergast. Somit stehen Bury Tomorrow nicht nur mit neuem Sänger, sondern zum ersten Mal auch mit dem Tasteninstrument da – wer die Schreiberin dieser Zeilen kennt, kann sich schon vorstellen, wie die erste Reaktion ausgesehen hat.

Wer die Truppe allerdings schon seit dem Debüt „Portraits“ 2009 begleitet, weiß eigentlich, dass die Herren sich kaum auf ausufernde Synthieteppiche betten werden. Zu brutal hat sich die Metalcore-Combo in den letzten Jahren entwickelt, zu heftig sind mittlerweile die derben Growls von Fronter Dani, zu erfolgreich hat das derzeitige Sextett dem Metalcoregenre wieder Leben eingehaucht. Außerdem muss man dem neuen Clean Vocalist ein deutlich variableres Organ als seinem Vorgänger zugestehen – schaut man sich im Internet Liveaufnahmen der Truppe an, kann Prendergast ein wunderbar breites stimmliches Spektrum bieten (passend dazu darf der gute Mann sich auf „Majesty“ quasi vorstellen, aber dazu gleich mehr).

Jetzt hat die gerade mal drei Jahre alte „Cannibal“-Scheibe, die gefühlt zur Hälfte aus Anspieltipps bestand, schon volle zehn Punkte eingeheimst. Besser kann es nicht werden, aber ob das Niveau gehalten werden konnte, muss erst noch gesichtet werden. Der Opener und gleichzeitige Titeltrack kann da schon mal einen ersten Eindruck verschaffen und schlägt eigentlich nach einem kurzen, unheilschwangeren Intro schon ein wie eine Bombe: Sämtliche Trademarks sind vorhanden, von den summenden Samples über die knallenden Drums und natürlich an vorderster Front Danis brutales Geschrei. Der Mann mag größtentechnisch gerade mal an 1,70 Meter kratzen, aber kaum ein Sänger im modernen Metal fackelt die Songs so gnadenlos ab. Zusätzlich hat hier Tom Prendergast seinen ersten, durchaus gefälligen Einsatz – ein Anspieltipp und Dauerbrenner für die Zeit bis zur nächsten Scheibe ist hier schon mal in Stein gemeißelt.

Bury Tomorrow machen erst mal keine Gefangenen, „Abandon Us“ ballert gleich ähnlich gnadenlos nach vorne, hier und da hat man vorsichtig ein paar Keyboardsamples eingestreut, die aber – zumindest bisher – eher die düstere Atmosphäre unterstützen. Auch hier wird der neue Mann für den Klargesang nicht geschont und macht wirklich einen super Job. Wenn bei dem Track live nicht Abrissstimmung sorgt, können die Briten ihre Instrumente an den Nagel hängen. Tracks wie „Forced Divide“ oder „Boltcutter“ räumen brutal alles Überflüssige aus dem Weg und dürften bei den Liveshows sicherlich auch für ordentlich Hitze sorgen – ach, aber eigentlich könnten die Jungs sich mit Triangel und Blockflöte auf die Bühne stehen und man müsste sie feiern. Ihren Status als eine der besten und live-freudigsten modernen Metalbands überhaupt hat sich die Truppe in den letzten 15 Jahren auf jeden Fall erarbeitet.

Nach Knochenbrechern wie dem ultrafiesen „Boltcutter“ steht mit „Majesty“ natürlich ein ungewöhnlich ruhiger Track im Scheinwerferlicht, bei dem wie eingangs erwähnt der gute Tom noch mal ordentlich seinen Einstand feiern darf. Man muss ehrlich sein, Jason Cameron hätte diesen Track vermutlich nicht so warm und ehrlich rübergebracht. Tatsächlich hätte man das Stück auch gerne ruhig auslaufen lassen dürfen, dafür schaltet sich Dani mit fiesem Gebrüll im letzten Drittel ein, und die doppelten Vocals tun ihr Übriges, um „Majesty“ wahrhaft majestätisch zu einem der besten Tracks der Scheibe zu machen.

Gäste gibt‘s auch, die wollen wir hier mal nicht vergessen: „Heretic“ featured den While She Sleeps-Sänger Loz Taylor, der gegen Danis beinah übermenschliches Organ aber ein bisschen abstinkt, und außerdem ein absolutes brutales Video, das man sich fast nicht bis zum Ende anschauen kann. Dass die Briten auch mal abseits der Pfade wandeln, zeigt dann der Gastauftritt von Cody Frost, die bei der UK-Variante von „The Voice“ das Finale bestreitet und die Metalcoreler hier im finalen „The Carcass King“ unterstützt, einem kühlen, fast sterilen Track, bei dem Danis Shouts mit perlenden Samples kombiniert werden und das deutlich weniger druckvoll abgemischt zu sein scheint als die restliche Scheibe.

Überhaupt haben Bury Tomorrow gut daran getan, ihr Studioteam beizubehalten. „The Seventh Sun“ markiert ein bombenstark produziertes Album, das logisch weiterführt, was „Cannibal“ vor drei Jahren schon vorgelegt hatte. Die Band scheint mittlerweile über alle Zweifel erhaben – Fans von modernem Metal, Metalcore oder ähnlichen Spielarten können an dieser Truppe gar nicht vorbeikommen. Hört man dann nochmals in die älteren Alben wie „Portraits“ oder „The Union Of Crowns“ rein, scheint es fast unglaublich, wie stark die Band sich entwickelt hat. Hut ab und wir freuen uns schon aufs nächste Album, die nächste Tour, überhaupt den nächsten Output. Bis dahin rotiert dann mal „The Seventh Sun“.

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