Betontod waren in den letzten fünf Jahren definitiv extrem aktiv. Drei Alben, eine EP und ein Livealbum stehen in der jüngeren Diskografie der Rheinberger und nach einer völlig untypischen Veröffentlichungspause im letzten Jahr steht mittlerweile schon wieder ein neuer Longplayer an. Eine Weiterentwicklung kann man der Band dabei definitiv nicht abstreiten, wie im Fazit des letzten Albumreviews so schön steht:„Betontod von vor zehn Jahren sind wohl endgültig Geschichte“. Dieses Fazit trifft auch auf „Traum von Freiheit“ zu. Gereifter und mehrdimensionaler präsentieren sich die Punkrocker hier, oft eher nachdenklich als wütend, aber eben auch.
Der Opener ist da gleich das erste gute Beispiel. Zwischenzeitlich fühlt man sich hier immer wieder an die Hosen erinnert, im Gegensatz zu den Düsseldorfern schaffen es Betontod allerdings, sich immer noch eine deutlich hörbare Portion Punk zu erhalten. Zum einen durch die charakteristisch raue Stimme von Frontmann Oliver Meister, zum anderen durch in Teilen, und vor allem, was das Schlagzeug angeht, fast schon an Metalcore erinnernde Instrumentalisierung. Ein gutes Beispiel für letzteres ist der Song „Mein letzter Tag“, der die harten Metal-Elemente mit melodischen Passagen und Mitsingrefrains kontrastiert.
In musikalischer Hinsicht wäre das Album damit im Grunde auch schon ganz gut zusammengefasst. Wobei sich auf „Traum von Freiheit“ zu beiden Extremen hin Ausreißer finden. Die ruhige Ballade „Für Immer“ auf der einen und das sehr direkte und rotzige „Ihr könnt mich“ auf der anderen Seite. Der Großteil der restlichen Songs liegt irgendwo dazwischen. Mal ziemlich ruhig, aber mit kraftvollem Refrain wie Bei „Kämpferherz“ und mal leicht hymnisch wie bei „Legion der Verdammten“. Leider hat das Album aber auch schwächere Momente. Der Abschlusstrack „Nach all den Jahren“ zum Beispiel fällt sowohl in lyrischer als auch musikalischer Hinsicht etwas flach aus und trübt den Höreindruck ein wenig, und auch "Kämpferherz" kann, vor allem was den Gesang in den Strophen angeht, nicht wirklich als qualitativer Höhepunkt bezeichnet werden.
Derlei Enttäuschungen bleiben aber glücklicherweise die Ausnahme. Ansonsten weiss das Quintett nicht nur musikalisch sondern auch textlich zu begeistern. „Geschichte“ zum Beispiel überzeugt mit durchaus sinnvollen Aussagen. Ob dann wirklich jede Zeile auf höchstem literarischen Niveau ausformuliert ist eine andere Frage (siehe „Alles Was Ich Wollte“), interessiert schlussendlich aber auch nicht wirklich. Das was die fünf Punkrocker texten ist, auch wenn man einen gewissen romantischen Einschlag nicht von der Hand weisen kann, oft kritisch und aktuell, vor allen Dingen aber wunderbar zum Mitsingen geeignet.
Alles in allem sind Betontod mittlerweile wohl oftmals eher Rock als Punk und die frühere Wut ist zu einem großen Teil Nachdenklichkeit gewichen, textlich sind die Rheinberger aber nichtsdestotrotz noch immer politisch aktuell und musikalisch zeigen sie sich varianten- und abwechslungsreich wie selten zuvor. Irgendwo zwischen „echtem“ Punk (was auch immer das sein mag) und Rock a la Die Toten Hosen sollte „Traum von Freiheit“ dem konstanten Aufstieg der Band mit seinen starken Melodien und Mitsingpassagen, einiger Aussetzer zum Trotz, kaum im Weg stehen.