„In den E-Mails höre ich von den Fans immer wieder, dass sie gar nicht wollen, dass ich mich verändere.“ Sowas sagte Axel Rudi Pell bereits vor einigen Jahren in einem Interview und diese Aussage gilt auch heute noch. Zur simplen Selbstkopie ist der Blackmore-Fan mit seiner Band aber nie verkommen und jeder, der diese Gruppe schon mal auf der Bühne gesehen hat, weiß, wie viel Herzblut immer noch in die Musik gesteckt wird.
„Tales Of The Crown“ nennt sich die 18. (!) Veröffentlichung in gut 20 (!!) Jahren und bietet mal wieder das, was die Fans von ihm erwarten. „Plus einige Innovationen, hauptsächlich im Rhythmus-Bereich.“ Aufgenommen wurde „Tales From The Crown“ vor der Haustür des Bochumers, in Gelsenkirchen, und hinter den Reglern saß Charlie Bauerfeind (u.a. Blind Guaridan) und Pell selbst.
Die kleinen Innovationen fallen wirklich kaum ins Gewicht, lockern die Songs jedoch ein wenig auf. Der düstere Beginn von „Higher“ würde beispielsweise auch einer Doom Metal-Band gut zu Gesicht stehen, aber spätestens wenn Johnny Gioeli zu singen beginnt, weiß man, dass der ungekrönte König des Melodic Metal am Werk ist. Natürlich spendiert dieser auch wieder ein ausuferndes, tolles Solo an der Gitarre, aber das muss ja wohl nicht besonders erwähnt werden. Ein starker Einstieg, der sogar ein wenig Eigenständigkeit beweist.
Danach wird es schneller, was in der jüngeren Vergangenheit ja nur selten der Fall war. „Ain't gonna win“ lädt zum Kopfnicken an und ist nicht zuletzt aufgrund seines Ohrwurm-Refrains ein perfekter Song zum Auto fahren. „Angel Eyes“ ist sogar noch ein wenig schneller ausgefallen, was Drummer Mike Terrana (u.a. ex-Rage) gut gefallen dürfte. Für ARP Verhältnisse (vor allem im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit) eine fixe Nummer, die auch live gut ankommen dürfte.
Klasse gelungen ist auch das Instrumental „Emotional Echoes“, dem die Mischung aus akustischen und elektrischen Gitarren sehr gut zu Gesicht steht. Außerdem haben Lieder mit einer Hammondorgel bei mir ohnehin schon gewonnen. Kritiker werden sich mit Grausen abwenden und etwas von „Selbstdarstellung“ murmeln, Fans lieben genau das an ihrem Axel. Der blonde Gitarrist wird es niemals allen recht machen können.
Neueinsteiger sollten sich vorher die wahren Klassiker besorgen, denn auf „Tales From The Crown“ wird in Form von bspw. „Crossfire“ oder „Touching My Soul“ doch ein wenig zu routiniert gerockt. Gleiches gilt für das neben „Angel Eyes“ schnellste Lied „Buried Alive“, dessen Melodie ein wenig recycelt wirkt.
Der Titeltrack ist zwar nicht der stärkste Song auf „Tales From The Crown“, begeistert aber durch seine abwechslungsreiche Machart. Dennoch sind gewisse Ermüdungserscheinungen nicht zu verleugnen, auch wenn die Leistung der Band an allen Fronten höchsten Ansprüchen genügt. Ein fader Beigeschmack bleibt, denn ein wenig kommt einem das hier schon bekannt vor.
Fazit: Was kann man bei ARP noch groß sagen? Eigentlich nichts, denn jeder weiß, was er bekommt. „Tales From The Crown“ wirkt teilweise aber zu routiniert und kann keinesfalls mit Highlights wie „The Masquerade Ball“ konkurrieren. Spaß macht die Sache aber dennoch und man kann sich schon auf die Tour im Januar/ Februar 2009 freuen.