Auch wenn Axel Rudi Pell in diesem Jahr ein einmaliges Bühnen-Comeback mit seiner damaligen Truppe Steeler wagt, ist seine Solokarriere wohl das wichtigste musikalische Vermächtnis des Gitarristen aus Bochum-Wattenscheid. Inzwischen feiert er mit seiner eigenen Band bereits das 25-jährige Bestehen, zeigt sich jedoch auch nach zweieinhalb Dekaden noch frei von Abnutzungserscheinungen oder mangelndem Erfolgsdurst. Mit "Into The Storm" legt er pünktlich zum Jubiläum auch eine neue Platte auf, die inhaltlich erwartungsgemäß voll und ganz in der Tradition seiner letzten Werke steht. Also gibt es keine Überraschungen, allseits verlässliches Material - doch reicht das alleine aus, um hier wieder blind zuzugreifen?
Was dem Pell'schen Schaffen nämlich seit geraumer Zeit anhängt, ist eine gewisse Routine, die man mit böser Zunge auch als Abarbeiten seiner Pflichten bezeichnen darf. Und gerade hier muss man dem neuen Output attestieren, zu sehr die eingefahrene Schiene zu bedienen und sich überhaupt nicht mehr nach links oder rechts umzuschauen. "Into The Storm" ist ein typisches Pell-Mitteklasse-Album mit diversen ordentlichen Songs, leider aber ohne jeglichen Wagemut, auch mal ein paar frischere Akzente zu setzen. Sieht man mal vom absolut gelungenen Neil Young-Cover "Hey Hey My My" ab, gibt es die üblichen Midtempo-Geschichten, die nach wie vor vom phänomenalen Gesang eines Johnny Gioeli leben, darüber hinaus aber auch ein wenig austauschbar wirken. Dies soll keineswegs die Klasse von Nummern wie "Burning Chains" oder "Long Way To Go" schmälern, doch insgesamt fehlt es an denjenigen Momenten, die einen überzeugen könnten, bei "Into The Storm" blind zuzuschnappen. Auch der gewohnt überlange Titelsong, der als monumentales Epos den Schlusspunkt der Scheibe markiert, kann gegen Alltime-Classics wie "The Clown Is Dead" oder "The Masquerade Ball" nicht anstinken, obschon die bekannten Qualitäten vorhanden sind.
Man will dem legendären Gitarristen grundsätzlich keine großen Vorwürfe machen, denn das, was er anpackt, ist niemals schlecht. Auf seinem neuesten Release hätte Pell jedoch hin und wieder mehr Dampf machen und hier und dort auch mal eine lebendigere Uptempo-Nummer platzieren können. Stattdessen beschränkt er sich auf das Rezitieren des eigenen Katalogs und die Zuverlässigkeit seines Gitarrenspiels. Auch das ist reizvoll, läuft aber irgendwann Gefahr, sich zu verbrauchen - und dieser Verschleiß ist auf "Into The Storm" in manchen Passagen deutlich spürbar. Fans greifen natürlich trotzdem zu, alle anderen sind aber mit vielen anderen Werken der Pell-Diskografie besser bedient.