Manchmal gibt es die Momente, wo man sich irgendwo verstecken könnte vor Scham, erst jetzt auf die Doom-Heavy-Metaller Argus aus Pennsylvania aufmerksam zu werden. Neun Jahre sind sie nun schon aktiv und betraten mit dem selbstbetitelten Debüt „Argus“ von 2009 die Metalbühne. Die Scheibe war dann anscheinend so vielversprechend, dass Cruz Del Sur Music auf die US-Herren aufmerksam wurden und schon zwei Jahre später mit „Boldly Stride The Doomed“ ein offenbar viel beachtetes zweites Album veröffentlichten. Nun ja, wir hier von The-Pit.de steigen also erst mit dem dritten Longplayer ein – besser spät als gar nicht, denn „Beyond The Martyrs“ hat das Zeug zum Klassiker auch noch einige Dekaden weiter, zumindest für alle Anhänger klassischer Metalsounds irgendwo zwischen US-Metal und Doom.
Natürlich tun sich auch ein paar Parallelwelten auf, denn nicht immer lassen sich die argusschen Vorbilder namens Candlemass und Grand Magus abstreiten, aber zum Glück schaffen es die US-Herren spielend, hier möglichen Plagiatsvorwürfen das Maul zu stopfen. Zwar bauen Argus weniger Doom als noch beim Vorgänger „Boldly Stride The Doomed“ ein, mit „The Coward’s Path“ allerdings schleichen sie sich derart fett schleppend durchs schwedische Untergehölz, dass einem glatt die Freudentränen über die aufgeplusterten Wangen laufen. Hier treffen Epik, kraftvoller Gesang und leisere Töne extrem ausgewogen aufeinander. „The Hands Of Time Are Bleeding“ stellt dann eine schöne Balance zwischen doomigen und straighteren Passagen dar, allerdings ordnet sich alles wie selbstverständlich dem epischen Konzept unter.
Das nur so vor epischer Melodie strotzende „No Peace Beyond The Line“ streift dann immer mehr die Doom-Wurzeln ab und lässt sich locker flockig im Heavy Metal nieder, der regelmäßige magussche JB-Flair schmeichelt dazu ohne anzubiedern. Spätestens hier wird auch klar, das die Stimme von Brian „Butch“ Balich wie Arsch auf Eimer zum Sound passt, denn ohne übertriebene Theatralik steht sie trotzdem immer im Mittelpunkt, flankiert gleich von einem halben Dutzend hochenergetischer Gitarrensoli. Das man den doomigen Metalsound auch anders auffrischen kann, zeigen sie dann bei „Trinity“, wenn sie gegen Schluss mit gesprochenen Sequenzen kein bisschen den roten Faden verlieren.
Natürlich darf man mokieren, dass „Four Candles Burning“ schon in Grand Magus ein deutliches Vorbild intus haben, doch die deutlich prägnantere Gitarrenarbeit und vor allem die hochmelodischen Soli sorgen für ausreichend Authentizität. Mit dem instrumentalen Titeltrack untermauern Argus dann auch ein letztes Mal ihre doomige Metalwelt mit einem Manifest aus epischen Momenten im seligen Schwergewicht langsam dahinsägender Gitarren – schon erstaunlich, dass man trotz der bisher sehr guten Gesangsleistung diese nicht vermisst, ein Zeichen für durchweg gelungene Kurzweil.
Das Wortspiel mag erlaubt sein: Die Typen aus Pennsylvania sollte man mit Argus-Augen im Visier behalten, denn mit „Beyond The Martyrs“ liefert das Quintett ein rundherum gelungenes drittes Studioalbum ab, welches bei Fans mit Hang zu Doom und Heavy Metal voll einschlagen sollte. Natürlich sind einige Reminiszenzen nicht von der Ohrmuschel zu weisen, doch diese sind weit weg von plagiativen Erschütterungen – Argus sind authentisch, episch, einfach nur gut und voll überzeugend. Das wird dann auch jede Lauschprobe beim Händler des Vertrauens bestätigen.