Es gibt viele Möglichkeiten, sich innerhalb der Metalszene zu engagieren. Dragonsfire-Schlagzeuger Jan hat nicht nur die Geschicke der eigenen Band in die Hand genommen, sondern darüber auch mit Hilfe seiner Bandkollegen das A Chance For Metal Festival Zug um Zug etabliert. Einen Schritt weiter ist er dann Anfang Mai mit der zweitägigen Undergroundfestivalauflage im Andernacher Juz gegangen – erfolgreich, wie schon am zweiten Festivaltag festzustellen war.
Anlässlich dieses Festivals sollte dann auch vorliegende CD bereit liegen, doch einmal mehr hat die Gema dem hehren Anliegen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Selbst wenn man zu 100 Prozent auf Gema-Mucke verzichtet, muss der Tonträger bei der Verwertungsgesellschaft per Anmeldebogen gemeldet werden. Geht die Überprüfung eines Tonträgers einer Band noch recht zügig, so verlängert sich der Prüfungsprozess einer Compilation beträchtlich, müssen doch mehrere Bands überprüft werden.
Davon tummeln sich dann auch glatt 13 auf dieser Vollversammlung, ein Querschnitt der heimischen Szene, mehr nicht, und doch eigentlich viel mehr, als man vermutet. Die Bands konnten sich mit einem kleinen Kostenbeitrag beteiligen, bekamen dann einen Haufen CDs, die sie dann wahlweise verschenken oder gegen einen kleinen Obulus veräußern konnten. Die Idee aber hinter dem Ganzen ist das Famose, auch wenn wegen mittlerweile diverser Magazinbeilagen trotz oder gerade wegen der YouTube-, Facebook- & Co-Konkurrenz das Angebot schier unübersichtlich scheint.
Auf dem A Chance For Metal Sampler starten die Kölner Neo-Thrasher A-Rise, die sich vor kurzem in Sic Zone umbenannten, und die sich sicherlich mit ihrer Death/Core/Thrash angereicherten Mucke zwischen Sepultura und Machine Head auf dem Slipknot-Trip wohl fühlen. Die Osnabrücker Thrasher Bitter Piece liefern mit „Horizon“ den gemäßigten Opener ihres aktuellen Albums „Vastyrion Rising“ von 2012 ab und glänzen mit einigen schönen Leadgitarrenparts und leicht knurrigem Gesang.
Die Power Metaller Custard aus Herne sollte man eigentlich nicht mehr vorstellen müssen, sind sie doch schon seit 1987 in wechselnder Besetzung aktiv. Sie beweisen mit „Death From Above“ vom aktuellen Album „Infested By Anger“, dass sie auch heute noch fette Ohrwurmgranaten schreiben können. Die Riedstädter Metaller Dragonsfire, federführend bei diesem Release, lassen mit „Speed Demon“ ihren Ohrwurm der neuen EP „Speed Demon“ auf die HörerInnen los, Elvenpath, im Power Metal beheimatet, machen anschließend mit „Guardians Of The Undrground“ ebenfalls deutlich, dass sich die deutsche Underground-Subszene nicht vor den internationalen Mitbewerbern zu verstecken braucht.
Deutlich schwergewichtiger geben sich anschließend Existence Failed aus Marburg, denn „Everything Means Nothing“ von der 2009er-Scheibe „Doomed To Failure“ revolutioniert zwar nicht das Melodic-Death-Genre, lässt aber bei dem clean-grunzenden Wechselspiel aufhorchen. Die Hamburger Expand dagegen setzen mit „Everytime I’m Falling“ mehr auf das Stoner-Rock-Zugpferd. Minotaurus, die ja jetzt ihren Gitarristen Sebastian Bach an Dragonsfire abgegeben haben, stampfen mit folkig angehauchtem Metal durch die Szene.
Bands, die sich Nemesis getauft haben, gibt es wie Sand am Meer, selbst hier in Deutschland gibt und gab es derer vier. Die hier kommen aus dem saarländischen Otzenhausen und legten letztes Jahr mit „When Gods Are Calling“ ihre erste Demo vor, wovon sie den symphonischen Power-Metal-Titeltrack beisteuerten. Wieder deutlich härter gehen Purify aus Mainz zu Werke. Sie haben sich für den Thrashbatzen „Corruption“ von ihrer „Hellophile“-Scheibe entschieden. Schwarzen Pagan Thrash bieten anschließend Spectral aus Müllenborn mit „Tank Attack“ vom aktuellen Album „Gateway To Death“. Steelpreacher, ansonsten eher im Hevy Metal beheimatet, liefern mit der bisher unveröffentlichen Demoversion von „Bitchcraft“ ein rock’n’rolliges, mit reichlich Punk gewürztes Stück ab. Den Schlussstrich ziehen dann Thy Wicked aus dem bayrischen Rothenburg mit „In Hoffnung und Zuversicht“, einem kleinen Pagan-Ausflug.
Klar, einige Soundschwankungen muss man schon hinnehmen, doch unterm Strich liegt hier ein ambitionierter und - wenig überraschend - hochkarätiger Sampler vor, der selbst für Aktive im Underground die eine oder andere Überraschung birgt. Auf schmale 1400 Exemplare ist diese Compilation limitiert. Zu kaufen, wenn überhaupt, gibt es sie nur bei den oben aufgezählten Bands, was dann bedeutet, dass sich Interessierte zu einem der nächsten Konzerte aufmachen sollten. Bleibt zu hoffen, dass in 2014 auch schon mit einer neuen Zusammenstellung die zweite Runde eingeläutet wird. Beide Daumen hoch für die zu 100 Prozent Gema-freie Zusammenstellung.