LemonAid
Irgendwie ist es putzig, wie die drei Jungs von LemonAid so auf der Bühne aussehen. Nach den langhaarigen Rockern hat man nun eher das Gefühl, verkappten Mathematik- oder BWL-Studenten gegenüber zu stehen, zumindest Sänger und Gitarrist Ivan macht mit schniekem Hemd und Hose so ein bisschen den Eindruck. Vielleicht ist das seine Art, gegen seine metallischere Vorband zu rebellieren? Besonders hart kommt die Mucke der Mannheimer nämlich nicht aus den Boxen, hier und da wird zwar ein durchaus anheimelndes Gitarrenriff gezockt, insgesamt bewegt man sich aber eher im Rock-/Pop-Bereich. Ein bisschen kommen Vergleiche mit Sportfreunde Stiller und ähnlichen Bands in den Sinn, wenn die Jungs ihre deutschsprachigen Texte zum Besten geben, die nach eigenen Angaben von „Liebe und Freunschaft, Verzweiflung und Hoffnung“ handeln. Mit dieser doch leicht romantischen Einstellung ist das Trio heute fehl am Platz – die Leute wollen Blut, Gedärme, Rock’n’Roll. Dagegen kommen eher besinnlich-beschwingt anmutende Stücke wie „Wir Ziehen Uns Gegenseitig An“ natürlich eher schlecht weg – auch wenn die Combo ihre Musik mit einem gewissen Charme vorträgt.
Glücklicherweise scheinen die Drei aber auch einen guten Sinn für Humor zu haben – so ist Ivan durchaus auch zu Scherzen mit dem Publikum aufgelegt, dass sich zum Leidwesen der Jungs ordentlich gelichtet hat. Knapp zwanzig bis dreißig Leutchen lümmeln zu Beginn des Sets vor der Bühne, im Laufe des Gigs werden es noch einige weniger. Dass das nicht an der musikalischen Qualität von LemonAid liegen kann, ist klar, denn obwohl die Jungs meinem Geschmack so gar nicht entsprechen, bringen sie ihre Stücke sympathisch rüber und leisten sich keine Patzer. Bei „Vegetieren“ trauen sich dann auch die ersten, in ihren dunklen Ecken ein wenig mitzuwippen, viel mehr Bewegung bekommt das Publikum aber nicht hin.
Vielleicht waren die anwesenden Musikfreaks wirklich eher auf Krawall gebürstet, denn auch die teils rockigeren Gitarrenausflüge wurden nur mit höflichem Beifall bedacht – das ist natürlich suboptimal für eine Band, die sich sichtlich und auch hörbar angestrengt hat. Schwer haben es Ivan, sowie Schlagzeuger Martin und Bassist/Zweitsänger Raffi vielleicht auch deshalb, weil die zahlreichen Raucher, die sich inzwischen vor der Pflastermühle eingefunden haben, lieber in ihrem eigenen Dunst stehen, als sich in dem zugegebenermaßen etwas stickigen Konzertraum zu begeben. Dadurch lassen sich die Drei aber nicht entmutigen und bringen mit „So Lange“ tapfer ihr Set zu Ende.
Setlist:
Sie Geben Dir Alle Sinn
Wir Ziehen Uns Gegenseitig An
Fast Egal
Vegetieren
Ambitionen
Raus Aus Dieser Welt
Du Bist Nicht Allein
Andre Tage
Splitter
Einmal Nach Vorn
Anders Wärs Nicht Besser
Holzfällerbeil
So Lange