Incantation
Als nächstes steht mit Incantation eine Formation auf dem Programm, die deutlich brutaler zu Werke geht. Wie alle Bands heute Abend aus den USA stammend, sind diese Herrschaften am längsten von jenem Dreierpack im Geschäft: Bereits 1989 gegründet, kann man auf immerhin zwölf Full-Length-Album sowie diverse EPs und Splits zurückblicken. Skurriler Funfact auch: Eigentlich sollte das Konzert wie erwähnt schon letztes Jahr stattfinden und ursprünglich sollten Blood Incantation (ebenfalls aus den USA) den zweiten Support stellen, diese aber wurden nun eben (wahrscheinlich aus terminlichen Gründen) von einer Band ersetzt, die fast denselben Namen trägt. Da kann man schon leicht mal in Verwirrung geraten, wenn man nicht aufpasst.
Es handelt sich jedenfalls also um alte Hasen, die es nicht zu stören scheint, dass sie auch nach 30 Jahren Bandexistenz immer noch nur die zweite Geige spielen; der sympathische Frontmann und Gitarrist John McEntee, mit dem weißgrauen Bart inzwischen ein bisschen mit Weihnachtsmann-Look, zeigt sich zumindest gut gelaunt, grinst die ganze Zeit Honigkuchenpferd-like und treibt immer wieder das Publikum mit permanent hochgereckter Pommesgabel (soweit ihm dies während des Gitarrespielens möglich ist) und den typischen Ansagen, man solle mehr Krach machen, an. Besonders freut er sich über einen Typen in der zweiten oder dritten Reihe, der immer wieder dadurch auffällt, dass er quasi die Riffs mitdirigiert.
Incantation bieten eine äußerst unterhaltsame Zerstörungsorgie in ihren rund 45 Minuten Spielzeit, die mit „Carrion Prophecy“ von „Dirges Of Elysium“ beginnt und mit „Siege Hive“ aus der aktuellen Scheibe „Sect Of Vile Divinities“ beschlossen wird: Technisch beschlagen ackert sich das Quartett durch einen kleinen Querschnitt ihrer Bandgeschichte, wobei natürlich nicht alle Alben berücksichtigt werden können – man beschränkt sich grob gesagt in erster Linie auf die ganz neuen und ganz alten Werke, auch eine nicht wirklich ungewöhnliche Vorgehensweise. Die Jungs machen dabei vor allem durch ihr relativ vielfältiges Songwriting Spaß.
Selbstverständlich gibt es viel Material zum stumpfen Headbangen, aber intelligent gesetzte Tempo- und Rhythmuswechsel sowie ein paar melodische Momente mit erneut an My Dying Bride erinnernden Doppelharmonien (in der Umbauphase lief passenderweise bereits „The Return Of The Beautiful“ vom Debütalbum der Engländer) sorgen stets dafür, dass es nicht langweilig wird. Klar, inhaltlich (Satanismus, Blasphemie) und musikalisch (Death im Stile von etwa Morbid Angel) fährt man seit Jahren im Prinzip dieselbe Schiene, aber das ist ja nichts Verwerfliches, solange die Mucke zündet. Zuschauer wie Band jedenfalls wirken sichtlich zufrieden.
Setlist (ohne Gewähr):
Carrion Prophecy
Propitiation
Demonic Incarnate
Ascend Into The Eternal
Christening The Afterbirth
Impending Diabolical Conquest
The Ibex Moon
Siege Hive