Children Of Bodom
Wo eben noch die Broilers fast demütig ihren Dank darüber aussprachen, zwischen all den harten Bands auftreten zu dürfen, folgt mit Children Of Bodom eine eben jener Bands.
Vom Applaus der Zuschauer umarmt, betreten die Finnen die Bühne und starten mit „Warheart“. Alexi findet sofort seinen Platz in der Mitte und dort verharrt er fast das ganze Konzert mit seiner Gitarre. Kein Stargehabe, keine Posen, nichts, ganz im Gegenteil - er wirkt völlig introvertiert und die einzige Aufmerksamkeit scheint dem Gesang und seinem Instrument zu gelten. Derlei Zurückhaltung ist man nach den letzten drei Tagen eigentlich gar nicht mehr gewöhnt und diese nimmt etwas den Live-Charakter. Dafür sind die Finnen musikalisch umso besser. Besonders die ausgedehnten Gitarrensoli von Alexi stechen immer wieder heraus, genau wie das durchgehend schnelle, hämmernde Schlagzeugspiel von Jaska.
„Silent Night, Bodom Night“ wird ausgiebig mitgesungen und der Aufforderung zum Headbangen mit größtem Genuss nachgekommen. So verpasst man fast, dass ein Auto auf die Bühne geschoben wird, von welchem aus der Frontmann das Einstiegssolo von „Everytime I Die“ darbietet. Janne am Keyboard lockert immer wieder auf, um sich dann doch mit Alexi ein Duell an den Instrumenten zu liefern. Sollten angehängte BHs ein Zeichen des Sieges sein, geht dieser an den Keyboarder. An seinem Instrument tummeln sich reichlich davon, selbst wenn sie im sträflichen Pink sind.
Children Of Bodom bieten Melodic Death Metal auf einem ausgezeichneten Niveau und können vor allem in den großzügig ausgelegten Instrumentalteilen absolut überzeugen. Mag zwar Alexi als Entertainer nicht zu gebrauchen sein, verschafft er es allerdings, den Songs mit seiner kehligen Stimme immer wieder das letzte Quentchen an Atmosphäre einzuhauchen. Die oft eingesetzten Intro-Samples, so zum Beispiel die Kriegsgeräusche vor „Deadnight Warrior“ tun ihr Übriges, um zum Gelingen beizutragen.
Mit „Downfall“ wird das Set beendet. Stimmungsmäßig hat man sicher intensivere Konzerte erlebt, aber nach drei Tagen möchte man auch dem Publikum die ersten Schwächen zugestehen.
Setlist:
Warheart
Hate Me
Silent Night, Bodom Nigt
Everytime I Die
Deadnight Warrior
Follow The Reaper
In Your Face
Blooddrunk
Angels Don’t Kill
Hate Crew Deathroll
Downfall
Die Stimmung ändert sich auch beim nachfolgenden Konzert von Soulfly nicht, die allerdings nicht wirklich bis ins Letzte überzeugen können.
Das 19. With Full Force ist damit Geschichte. 72 Stunden Dauerfeuer auf der Bühne, Unwetter und endlos erscheinende Dauermärsche, die nötig sind, um nur einen Bruchteil der auftretenden Bands erleben zu können, hinterlassen ein flügellahmes, aber mehr als zufriedenes Publikum. Auf zwei Bühnen erlebte man gesetzte Bands, die ihren Ruf weiterhin untermauern und nachwachsende Formationen, die nahtlos anknüpfen.
Doch nach dem Festival ist vor dem Festival und so laufen schon längst die Planungen für das Jubiläum. Vom 28. bis 30. Juni 2013 wird der Flugplatz von Roitzschjora wieder in den härtesten Acker Deutschlands umgewandelt und mit In Flames ist auch schon der erste Headliner gefunden.