Heaven Shall Burn
Die vorherigen Soundprobleme bescheren den 20.000 Zuschauern, die nun den Platz vor der Hauptbühne bevölkern, eine verlängerte Wartezeit. Offensichtlich will man es nun besonders gut machen und der Auftritt verschiebt sich immer weiter nach hinten. Zeit, um einen Blick in die Ferne schweifen zu lassen, ist also genug. Und was da auf das Festivalgelände zukommt, verheißt nichts Gutes.
Doch als Heaven Shall Burn die Bühne betreten, verfliegt jeglicher böse Gedanke.
Das Intro ertönt und auf der Bühne herrscht noch andächtige Stille. Frontmann Marcus faltet die Hände und schaut gen Himmel, währenddessen Gitarrist Maik die Rückseite seines Instrumentes zeigt, auf dem ein Gruß an seine Mutter steht. Dann gibt es kein Halten mehr, Deutschlands angesagtestes Metalcore-Monster bricht aus. Das Riffgeschwader hält Einzug und wie Krakenarme breiten sich die Töne aus, um die Besucher zu umklammern und mit sich zu reißen.
Bevor „Black Tears“ folgt, werden die Getreuen mit den Worten „With Full Force, schön wieder zu Hause zu sein“ begrüßt. Die Frage, ob man einen neuen Weltrekord im Circlepit aufstellen will, wird allerdings offen gelassen.
Mit dem Hochgeschwindigkeitsgeballer geht es auch zu „Behind A Wall Of Silence“ weiter. Die Thüringer lassen nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen, dass es für sie ein absolutes Highlight ist, heute als Headliner spielen zu dürfen.
Die ersten Klänge von „Endzeit“ tönen übers Areal, die ersten Tropfen fallen und dann geht alles recht schnell. Dramatischer hätte das sich bietende Szenario nicht sein können. Blitze zeichnen den Himmel flammenrot, ein Sturm kommt auf und der Regen wird fast waagerecht über den Platz getrieben. Wer noch halbwegs gut bei Fuß ist, stürzt los und versucht, noch ein trockenes Plätzchen zu finden. Trotzdem bleiben einige tausend Fans stehen und für sie wird es wohl das legendärste Konzert ihres Lebens. Heaven Shall Burn werden, trotz nun einsetzendem Hagelschauer, weiter ausgiebig gefeiert.
Das Unwetter scheint den Zuschauern zwar nichts auszumachen, dafür aber der Technik. In schöner Regelmäßigkeit fallen nun die Instrumente aus und ein Titel ist überhaupt nicht zu hören. „Voice Of The Voiceless“ scheint noch halbwegs erkennbar, aber dann müssen Heaven Shall Burn den Stromproblemen Tribut zollen. Marcus, der sich nun nicht mehr sicher ist, ob man ihn überhaupt noch hört, beendet wegen der Probleme schließlich das Konzert.
Als Heaven Shall Burn einige Minuten später umgezogen wieder auf der Bühne stehen, hat die Abwanderung allerdings schon längst begonnen. Schade, aber von den erlebten Minuten werden viele noch ihren Enkeln erzählen.