Killswitch Engage
Und die machen schon vor ihrem Auftritt eine Headliner-würdige Figur, zumindest wenn man auf die Anzahl derer schaut, die sich Killswitch Engage nicht entgehen lassen wollen. Als die fünf Metalcoreler aus Massachusetts die Bühne betreten und die ersten Tönen die Instrumente verlassen, ist der Jubel ungebrochen und tausende Kehlen singen „Rose Of Sharyn“. Viele Fans richten ihre Augen und Ohren verstärkt auf Howard Jones, der noch zu Beginn des Jahres seine Auftritte wegen Krankheit nicht bestreiten konnte. Doch Howard ist in bester Form und strahlt, wie man es gewohnt ist. Ebenso bietet Adam Dutkiewicz, der irre Kopf und Gitarrist der Band, immer wieder amüsante Einlagen und bringt das Publikum zum Schmunzeln. Vor allem leugnet er in keinster Weise seine Liebe zum guten, deutschen Bier. Davon hat er in jeder Set-Pause ein neues an der Kehle und unterstützt Howard trotz allem, oder gerade deswegen, mit erstklassigen tiefen Growl-Einlagen, die einen guten Kontrast zu den vielen Clear-Vocal-Parts bieten und die leider immer wieder von Kritikern als Aufhänger zum Nörgeln genutzt werden. Dabei gehört gerade dieser Klargesang zu Killswitch Engage wie die Gitarre zum Metal und zeichnet die Band aus. Die Fans zeigen das durch ein Meer aus Händen, das sich Richtung Himmel erstreckt und die vielen Leute, die sich noch durch die Menschenansammlung schlängeln, um weiter in der Mitte an der großen Sause teilzunehmen. Die kommt auch bei „My Last Serenade“ nicht zum Stocken, auch wenn es im Refrain ein wenig gediegener zugeht und sich ein Stimmenmeer in den Gesang von Howard einfügt. Auch „A Bid Farewell“ bietet keine Verschnaufpause. Eine Zwangspause gibt es dafür vor „Arms Of Sorrow“, welche auf die Rechnung einer sich querstellende Gitarre geht. Ein Glück, dass der Musiker von heute auf solche Mucken eingestellt ist und es so rasch weiter gehen kann. Die Stimmgewalt der Fans ist bei dem Auftritt gewaltig. Immer wieder übertönen die Gesänge die Stimme von Howard und lassen eine ganz besondere Atmosphäre auf dem Festivalgelände entstehen, die bisher noch nicht erreicht werden konnte. Bei dem Klassiker „My Curse“ bricht endgültig das absolute Jubelgeschrei aus und ein Hauch an kuscheliger Atmosphäre breitet sich trotz der harten Gitarrenriffs wie ein Nebel-Schleier aus. Einmal mehr wird deutlich, dass bei Killswitch Engage jeder Festival-Besucher auf seine Kosten kommt. Die Coreler können sich in der Mitte durch die Gegend schubsen, die Metaller können nach Herzenslust bangen und die Genießer können einen erstklassigen Sound und eine schöne Lichtshow genießen. An dieser Stelle soll auch ein großes Lob an Sound-und Lichttechniker rausgehen. An beiden Komponenten, die eine entscheidende Rolle auf einem Konzert (erst recht dieser Größenordnung) spielen, gab es nie etwas auszusetzen!
Als Headliner haben Killswitch Engage 75 Minuten Spielzeit, die schneller als im Fluge vergehen. Ehe man sich versieht, bedankt sich die Band bei dem Publikum und verlässt die Bühne. Die Zuschauer sind beinahe empört und warten auf den Klassiker der Band. Ein Auftritt von KSE ohne „Holy Diver“ ist irgendwie unvollständig. Kaum wollen tausende Kehlen gegen den Abgang der Band protestieren, betreten diese auch schon wieder die Bühne. In aller Demut und Ernsthaftigkeit widmen sie ihren Coversong der kürzlich verstorbenen Gesangs-Legende Ronnie James Dio. Ein mehr als würdiger Abschluss für einen erstklassigen ersten Tag an der Mainstage. Weiter geht es im Zelt, wo die Knüppelnacht auf die schwarzen Seelen wartet.</!-->