Slayer
Aus jeder Ecke hallen „Slayer!“-Rufe. Es besteht kein Zweifel, wer als letztes die Mainstage des With Full Force betritt. Bevor es allerdings so weit kommt, ist Warten angesagt. Die Umbauphase zögert sich eine gefühlte Ewigkeit hinaus, bevor die Bühne in einer dicken Nebelwand verschwindet. Da hätte El Hefe wohl keine Chance mehr zum Flüchten gehabt. Dann wird alles in blutrotes Licht getaucht und jeder, der nicht so schlau ist und sich der ohnehin dringend notwendigen Ohrenstöpsel bedient, ist spätestens jetzt bei Slayer halb taub, oder wenigstens für die nächsten Wochen von einem wohligen Piepsen im Ohr begleitet. „World Painted Blood“ vom gleichnamigen aktuellen Album ist der Opener und einer der wenigen Songs, die mal etwas Abwechslung in das seit Jahren gleiche Set bringt. Im Bühnengraben wird die Presse derweil ordentlich malträtiert. Zu dem anfänglich durch und durch roten Licht (es sei erwähnt: Jeder Fotograf hasst rotes Licht!) gesellt sich ein nicht enden wollendes Stroboskop-Gewitter, das so intensiv ist, dass bloßes Wegschauen nicht ausreichend ist (gefundenes Fressen für alle Epileptiker) und der Sound ist viel zu laut. Der ganze Körper scheint durch den enormen Bass in Wallung zu sein und die Nasenspitze hört nicht mehr auf zu kribbeln. Gegen diese enormen Dezibel kommen selbst Ohrenstöpsel vom Akustiker nicht an. Unter Garantie ist so ziemlich jeder Festivalbesucher ein großer Freund von Lautstärke, aber dennoch kann man es auch übertreiben. Musiziert werden Meisterstücke wie „Angel Of Death“, „Dead Skin Mask“ und „South Of Heaven“.
Obwohl Tom Araya, Kerry King und Co. eine starke Hitdichte zu Tage bringen, lichten sich die Reihen nach und nach ein wenig. Trotz aller Fans und der vielen anpreisenden Rufe, scheint bei Slayer die Luft einfach raus zu sein. Die Aktion auf der Bühne beschränkt sich auf sachtes Kopfnicken und die Stimme von Tom Araya ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Nicht umsonst mussten Slayer die Tour mehrfach verschieben und sagten kurz vor dem Einlass ihren Gig in Bochum ab. Vielleicht muss sich die Kultband schlechthin (denn das steht außer Frage!) doch dazu durchringen, die Klampfen an den Nagel zu hängen. Denn wenn ihre Auftritte so weiter laufen, bringt ihnen bei aller Liebe, auch ihr Kultstatus nichts mehr.</!-->