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Wino, Darsombra, Conny Ochs im Konzert (Iserlohn, September 2010)

Fragil und künstlerisch erhaben verwoben sich die Wellen der Klangwelten in der feuchtkalten Versteinerung.
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Kunst kann doch so schön sein. Musik, Natur, die Verknüpfung, die Magie der tonalen Ergüsse in Einheit mit bizarren Tropfsteingebilden – so dachten sich knapp 40 Musikbegeisterte und Metalheads, machten sich auf zur Dechenhöhle in Iserlohn, denn auf dem Programm stand Saint Vitus-Frontmann Wino mit seinem Solo-Akustik-Ausritt. Conny Ochs eröffnete den Abend mit akustischen Leckerbissen seiner Schaffensphase, abgelöst durch die verzerrten Klanggewitter Darsombras.

Ist diese Künstlerkombination vielleicht nicht ganz so ungewöhnlich, so hatte es die Location aber in sich. Willkommen im unterirdischen Zauberreich – und tatsächlich, die funkelnde Welt der Stalaktiten, Stalagmiten sowie die zerbrechlichen Sinterröhrchen war Zeuge eines ungewöhnlichen Musikevents und wenn auch fast alle mit den kurz vor arktischen Temperaturen Probleme hatten und der Atem sich in flüchtig-nebelige Momente auflöste, so war die künstlerische Darbietung bei bestuhltem Publikum außergewöhnlich; und interessant dazu. Danke für ein Erlebnis, dass mit Stahl nichts am Hut hatte und auch nicht wie in Stein gemeißelt wirkte – viel zu fragil und künstlerisch erhaben verwoben sich die Wellen der Klangwelten in der feuchtkalten Versteinerung.

Conny Ochs

Vielleicht ist dieser Conny ja einigen von seiner Band Baby Universal her bekannt – vor Ort kannten wohl nur sehr wenige diesen Entertainer. In Iserlohn stand er als Solokünstler auf der Bühne. Eine Bühne nicht im klassischen Sinn, sondern eher wie eine Terrasse mitten in dieser Tropfsteinwelt, eingerahmt von zerklüfteten Furchen und glitzernden Calcitwucherungen.

Weil die Akustik in dieser Höhle einmalig war, verzichtete Conny gleich auf elektrische Verstärkung, schnappte sich die Gitarre, fragte noch kurz, ob ihn auch alle verstehen würden und klampfte sich in den folgenden gut 25 Minuten durch das Soloprogramm. Vertonte Texte wie bei „Grass, Grass, Grass“, eine Akustikversion von „Black Spider“ seiner Hausband Baby Universal oder aber auch „Waiting For The Monster“, wo Conny den Track nicht mit Gitarre, sondern mit seiner Mundharmonika intonierte. Zumindest vermittelte er den Zuhörern, dass er hier experimentiere.

Zum Schluss wurde Conny Ochs von Jim Sparky von Winos Premonition unterstützt – „Spaceguitars push the black spider“.

Darsombra

Auch der Künstler unter dem Pseudonym Darsombra dürfte nur wenigen bekannt sein. Dahinter steckt Brian Daniloski, der auch bei Meatjack und Suckpig die Finger im Spiel hatte.

Darsombra steht für eine Mischung aus improvisierten Doom Parts, psychedelischen Experimenten sowie kompositorischen Eigenheiten aus der Neuzeit. In Iserlohn baute er ganz in Ruhe eine ganze Wagenladung an Effektgeräten auf, ließ elektronische Spielereien in wandelbaren Endlosschleifen mit Laut-Leise-Dynamik aus den Boxen kriechen, nutzte die Stimme als weiteren Effekt, um im späteren Verlauf sein „Vocal Improv“ in völlig soundwandlerischer Tiefgestaltung in „Nymphaea“ ergießen zu lassen. Sehr gewöhnungsbedürftig für Metallerohren, aber dass keine Kunstbanausen in Iserlohn saßen, war mehr als eindeutig am Applaus zu erkennen. Die Magie des Ortes verwandelte natürlich auch diese scheppernde Klangwelt zu einem monumentalen ambient-aggressiven Soundkontinuum.

Wino

Wino ist bekannt wie ein bunter Hund – nein, nicht wegen der Tätowierungen, sondern als Frontmann der legendären Saint Vitus-Truppe. Aber auch Bands wie Spirit Caravan, Place Of Skulls oder The Hidden Hand waren sein zu Hause, Lost Breed und Solace tragen ferner seine Handschrift. Darüber hinaus wird Wino auch mit Shrine Builder noch in diesem Jahr durch deutsche Clubs touren.
In Iserlohn stand Wino allerdings als Solokünstler auf der Bühne. Schon 2009 hatte er ein selbst betiteltes erstes Werk veröffentlicht und ganz aktuell ist die Scheibe „Adrift“, welche einen Tag nach dieser Show offiziell veröffentlicht werden sollte. Natürlich gab es gleich mit „Adrift“  und „I Don’t Care“ einen starken Einstand. Später kam dann Conny Ochs dazu und begleitete Wino auf der Gitarre. Während Wino selbst sehr lässig wirkte und sich seiner Ausstrahlung bewusst war, spielte sich Conny eher in einen rauschähnlichen Zustand, immer mehr entrückt und wohl auch gleichzeitig verzückt, die Bühne mit diesem Solokünstler teilen zu dürfen. Egal, ob „Old And Alone“ oder „Green Speed“, die Zuschauer ließen sich einfangen in dieses wohl einmalige Konzerterlebnis.

Später ergänzten noch Darsombra und Jim Sparky das Duett, jam-artige Soundinterpretationen füllten den restlichen Abend und über allem thronte die Stimme des Wino.

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