Seit siebzehn Jahren bereichern Turbostaat mittlerweile die Punk-Szene, lösen dort aber immer wieder die Frage aus, wieviel ausschweifende Arrangements und wieviel Verkopftheit der Texte eigentlich noch verträglich sind. Dies kann sicher jeder für sich selber beantworten, die Flensburger können allerdings solcherlei Kritik an sich abperlen lassen, dass es einem Lotoseffekt gleichkommt. Gerade mit seinem im Februar veröffentlichten Album „Abalonia“ setzt der Fünfer neue Maßstäbe und lässt schon Anfang des Jahres den Anspruch erkennen, dass es sich hier wohl um die ultimative Jahresveröffentlichung der Szene handeln könnte.
Kafvka
Doch bevor die Flensburger ihre Geschichte von „Abalonia“ darbieten, ist es an Kafvka, den Abend zu eröffnen. Diese bieten gleich eine kleine Überraschung, denn hier kommt Crossover auf die Bühne, der mit einem starken Rap-Einfluss versehen ist. Scheinbar kommt dies auch für die meisten Anwesenden im ausverkauften Beatpol etwas unerwartet, so sind die Reaktionen beim Einstieg durchaus noch als zurückhaltend zu bezeichnen. Was sich allerdings schon beim nachfolgenden „Alles außer Fans“ ändert und tatsächlich gewinnen die Berliner hier schon einige hinzu, zumindest gehen die ersten Hände unterstützend nach oben.
Für Frontmann Phil ist es nun an der Zeit, die Dresdner zu begrüßen und gleich noch ein paar Anti-Pegida-Worte einzuflechten, welche im Club mehr als wohlwollend aufgenommen werden. Den passenden Song liefern Kafvka mit „Lampedusa“ ebenfalls noch mit, der überzeugt nicht nur durch seinen Text, sondern kann außerdem mit gut gesetzten Bassläufen glänzen. Nebenbei zählt diesmal Phil die Hände, die offensichtlich in ausreichender Zahl gen Saaldecke gehen, zumindest veranlasst dies Gitarrist nachherig zur Äußerung: „Ich hab doch gesagt, dass Dresden geil wird“. Geil bleibt es auch und zwar mit „Geiler Punk“ und „Satt geboren“, welche durchaus auf offene Ohren und ein bewegungsfreudiges Publikum treffen.
Die Frage, ob Dresden Lust auf Rap hat, wird zwar nicht so überschwänglich abgefeiert und auch beim nachfolgenden „Lady Gaga“ könnte die Stimmungskurve noch etwas weiter nach oben zeigen, aber trotzdem bleibt man Kafvka auch weiterhin gewogen, welche nun schon ihren letzten Song ankündigen. Hier ist die gesangliche Mitwirkung des Publikums gefragt und tatsächlich wird das geforderte „klein in der Großstadt“ anständig mitgesungen. Damit ist die Vorstellung der Berliner beendet, die auch im Nachgang beim Abbau noch einige anerkennende Worte der neugewonnenen Fans einbringt.
Setlist:
Intro
Alles außer Fans
Lampedusa
Geiler Punk
Satt geboren
Lady Gaga
Scheiss auf Koks