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Turbostaat im Konzert (Dresden, Februar 2020)

Willkommen in der Husumer Sauna

Vier Jahre ist das letzte Studioalbum „Abalonia“ von Turbostaat mittlerweile alt, nun haben die gebürtigen Husumer mit „Uthlande“ ein neues Album am Start. Gelungen ist ihnen damit ein Werk, welches nicht direkt an den Vorgänger anschließt, sondern einen kleinen Schritt zurück bereithält. Dass dies nicht unbedingt einen qualitativen Einbruch mit sich bringt, beweist man hier auf knapp einer dreiviertel Stunde, die weiterhin die etwas verwurbelten Lyrics bereithält und zugleich einen deutlich kantigeren und punkigeren Sound zutage treten lässt.

Ein Monat ist nun seit der Veröffentlichung vergangen, die Tour in vollem Gange und Dresden eine weitere Anlaufstelle. Die Tante Ju kann zwar nicht mit einem „Ausverkauft“ dienen, sollte allerdings nicht weit davon entfernt ein. Beste Voraussetzungen also, um auch heute eins ihrer berüchtigten, schweißtreibenden Konzerte zu absolvieren.

Der Opener „Rattenlinie Nord“ lässt auch keinerlei Zweifel aufkommen, dass hier gehörig die Hütte abgerissen wird. Sofort ist der Klub aufgeheizt, die erste Woge treibt gen Bühne und wer nicht im kompletten Tanz- oder Pogo-Rausch verfällt, klatscht und singt ausgiebig mit. Zugleich zeigt dieser Moment, dass „Uthlande“ schon völlig bei den Fans angekommen ist. Die feiern den ersten Dreier-Block komplett ab, um sich dann kurz über das „Tagchen“ zu freuen. Ja, die Begrüßung ist diesmal etwas kurz geraten, aber angesichts der jetzt schon recht sportlichen Temperaturen ist dies vielleicht auch gar nicht so verkehrt. Wobei Fronter Jan noch eine kleine Aussicht auf die nächsten circa fünfundsiebzig Minuten bietet – die verspricht tatsächlich das komplette neue Werk, wobei die nächste Runde mit „Fraukes Ende“ und „Drei Ecken – ein Elvers“ durchaus einen Rückblick zu bieten hat, der im Falle letztbenannten Songs sogar zur ersten Platte zurückgeht.

Aber egal aus welcher Epoche die Songs stammen, abgefeiert wird alles. Irgendwo zwischen Pogo-Rausch und Crowdsurfen übernimmt die Tante Ju langsam die Funktion einer Sauna. Jan erwähnt ganz nebenbei, dass man kaum noch wüsste, wie oft und wo man bisher in Dresden immer spielte - warm sei es allerdings immer gewesen, so wie diesmal hätte er es sich allerdings kaum vorstellen können und verteilt von nun an fleißig Wasserflaschen. Bitter notwendig scheint dies allerdings, denn es ist schier unglaublich mit welchem Enthusiasmus die Anwesenden jedem Titel frönen. So muss man auf der Bühne doch glattweg aufpassen, dass man beim Geschrei zu „Insel“ nicht förmlich von den Brettern geblasen wird.

Mit „Abalonia“ kommt nun auch der titelgebende Song der vorletzten Scheibe auf die Bühne, welcher sich erstaunlicherweise völlig problemlos in das Set einbindet. Denn ehrlich gesagt hatte man doch im Vorfeld Bedenken, ob das recht verspielte und behutsame „Abalonia“-Album hier überhaupt zum Zuge kommen wird. Nun kann man aber ganz beruhigt feststellen, dass auch dies sich komplett etabliert hat und zum Gelingen des Abends beiträgt. Infolge stellt sich ein ganzes Rudel an neuen Titeln der mehr als geneigten Hörerschaft, sei es „Schwienholt“ oder die Geschichte um das Original „Stine“, sie zeigen nicht nur die Qualität der Band, sondern auch eine komplette Übernahme durch die Fans.

Für die hält man zum Abschluss noch ein paar Klassiker bereit, so darf natürlich auch hier nicht „Sohnemann Heinz“ fehlen, welches gleich noch ein paar Stagediver heraufbeschwört. Den Schlusspunkt setzt schließlich das umjubelte „Schwan“, mit dem sich die Band von der Bühne verabschiedet. Wobei Jan gleich auf selbiger stehenbleibt, nicht etwa, um seinen Kollegen zu trotzen, vielmehr sucht er den Inhaber eines abgegebenen Schlüssels. So wirklich erfolgreich gestaltet sich die Suche zwar nicht, dafür brauchen die Zuschauer nun nicht zu lange die Turbostaat-Rufe zünden, denn immerhin taucht die gesamte Mannschaft gleich wieder auf und verteilt nun nicht nur das letzte Wasser, sondern schmeißt gleich noch eine Runde Obst.

Damit geht es nun gut gestärkt in die erste Zugabe, die sich im Muster zweimal alt und einmal neu gestaltet. „Luzi“ geht dabei als neuer Song ebenso ab wie der deutlich ältere Bruder „Vormann Leiss“, der scheinbar die letzten Energiereserven im Saal heraufbeschwört. Und wenn dieser nun schon so herrlich eskaliert, kommt man natürlich um einen weiteren Nachschlag nicht umhin. „Ruperts Grün“ steht an und lädt zum Mitklatschen ein. Die Sache mit dem Klatschen klappt beim nachfolgenden und abschließenden „Stormi“ gar noch etwas besser, der ruhige und inne gehende Titel wird nun stimmungsvoll durch die Zuschauer untermalt und beschert einen emotionalen Schlusspunkt, dem nur noch ein „Danke für's Mitsingen und danke, dass wir dies so lange machen dürfen“ folgt. Der Dank geht wohl unausgesprochen an die Flensburger zurück – danke, dass man auch weiterhin so krasse Konzerte erleben darf.


Setlist:

Rattenlinie Nord
Surt und Tyrann
Meisengeige
Fraukes Ende
Ein schönes Blau
Drei Ecken - ein Elvers
Hemmingstedt
La Hague
Insel
Abalonia
Schwienholt
Stine
Brockengeist
Alles bleibt konfus
Heilehaus
Sohnemann Heinz
Nachtschreck
Schwan

Luzi
Harm Rochel
Vormann Leiss

Ruperts Grün
Stormi

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