Irgendwann ist bekanntlich immer das erste Mal. Und obwohl es schon etwas peinlich ist, muss ich gestehen, dass ich, obgleich ich die gesamten 26 Jahre meines bisherigen Lebens in Hamburg gelebt habe, hier geboren und aufgewachsen bin und seit gut zehn Jahren dem Metal fröne, noch nie im Headbangers Ballroom war. Und das liegt mit Sicherheit nicht daran, dass der Laden schwer zu finden wäre – im Gegenteil, er liegt unübersehbar direkt gegenüber von den Fischauktionshallen in der Großen Elbstraße. Ja, ich weiß, Asche auf mein Haupt, aber besser spät als nie.
Auf jeden Fall habe ich mich seit Monaten auf dieses Konzert gefreut und natürlich besonders darüber, dass sich The Devil’s Blood meine Heimatstadt als Ort ausgesucht haben, um exklusiv neues Material ihres am 11. September erscheinenden Debütalbums „The Time Of No Time Evermore“ zu präsentieren – das spart schließlich eine längere Anreise und Fahrtkosten.
Es ist schon faszinierend, was diese Band für eine Magie ausübt, wie sie sowohl völlig unterschiedliche Altersgruppen als auch Anhänger verschiedenster Genres vereint. Es ist ja nicht so, als hätten die Niederländer eine völlig neue Musikrichtung aus der Taufe gehoben, vielmehr beziehen sie ihre Haupteinflüsse aus dem Psychedelic Rock der Sechziger (Jefferson Airplane, 13th Floor Elevators beziehungsweise Roky Erickson) und dem Hard Rock der Siebziger (Led Zeppelin, Black Sabbath), doch haben sie diese mit einem modernen Sound versehen, der trotzdem ein gewisses Underground-Feeling innehat. Zudem versprühen die mystische Aura, mit der sich das Sextett umgibt (anfangs wusste noch gar keiner, wer eigentlich hinter The Devil’s Blood steckt) und das okkulte Auftreten (vor den Gigs überschüttet man sich in einer Art Ritual mit Tierblut) eine nicht zu leugnende Anziehungskraft. Die Aussage diverser etablierter (Black) Metal-Combos, die Holländer seien die beste Band seit Jahren, dürfte außerdem das Interesse von Metalfans unterschiedlichster Couleur geweckt haben.
Doch was in erster Linie zählt, ist natürlich die Musik und hier punkten The Devil’s Blood mit einem großartigen Gespür für effektives und eingängiges Songwriting, welches trotzdem durch vielschichtige, komplexe Arrangements so gestaltet ist, dass es einfach nie droht, langweilig zu werden.
Bei all diesen lobenden Worten über den Mainact an diesem Abend soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass es auch noch eine Vorband gab.
Griftegård
Die schwedischen Doom Metaller Griftegård (was frei übersetzt so viel heißt wie „Friedhof ohne Kirche“) haben heute die nicht gerade leichte Aufgabe, für die Underground-Sensation zu eröffnen. Leicht ist es ohnehin schon nicht, weil alle den neuen Songs von The Devil’s Blood entgegenfiebern und zudem unterscheidet sich das Quintett in stilistischer Hinsicht auch noch nicht gerade unerheblich von den Holländern. Doch die Kombination entstand wohl auch dadurch, weil beide Acts bei Ván Records gesignt sind.
Mit gut zwanzig Minuten Verspätung betritt die Band die Bühne, die so klein ist, dass ich mich frage, wie nachher bei The Devil’s Blood überhaupt alle Musiker darauf Platz finden sollen – immerhin werden diese mit drei Mann an den Klampfen antreten.
Jedenfalls bin ich, da ich Griftegård bislang lediglich vom Namen her kannte, doch überrascht, WIE sehr Doom die Schweden doch sind. Äußerst heavy und äußerst zähflüssig dröhnen die Riffs der beiden Gitarristen aus den Boxen, während Sänger Thomas Eriksson – mindestens so schwergewichtig wie die Musik – seinen Part hinter einer Art Kanzel vorträgt.
Und obwohl ich hin und wieder ganz gerne Doom höre – oder zumindest Musik mit Doomeinfluss – passiert mir bei der Mucke insgesamt einfach zu wenig und immer wieder stelle ich mir die Frage, wie man nur so langsam spielen kann.
Von der Performance und vom Sound her gibt es allerdings absolut nichts zu meckern und gerade der Sänger besticht durch einen leidenschaftlichen Auftritt; insbesondere beim letzten Stück, wo streckenweise nur mit Halleffekten angereicherte Gitarrenklänge und dazu das klagende Organ des Frontmannes ertönen, kommt Gänsehaut-Feeling auf.
Alles in allem jedoch kann ich mich auf solche Musik eher zu Hause einlassen, live fällt es mir eher schwer, mich darin fallen zu lassen. Ein paar Nasen in der ersten Reihe interessiert das aber herzlich wenig und sie lassen sich gerne auf Zeitlupenbanging ein. Berechtigterweise ernten Griftegård für einen zweifelsohne guten Gig auch Höflichkeitsapplaus, auch wenn die Mehrheit heute wohl nicht so auf puren Doom getrimmt ist.
An Songtiteln kann ich leider nur einen nennen („The Mire“, wenn ich es richtig verstanden habe), da mir die Band wie erwähnt bisher unbekannt war und keine Setlists ausliegen (höchstens vielleicht auf der Kanzel des Sängers), sowie nur eine Ansage stattfindet.