Wenn eine Band es in der heutigen Zeit wagt, ein Triple-Album zu veröffentlichen, dann ist das schon sehr mutig, wenn nicht gar tollkühn. Swallow The Sun haben dieses Unterfangen in die Tat umgesetzt, um ein Zeichen zu setzen und das Albumformat wieder mehr in den Fokus zu rücken. Das Vertrauen ihres Labels für so ein riskantes Vorhaben scheinen die Finnen aber zu genießen und anscheinend hat sich dies ausgezahlt: Immerhin auf Platz 52 ist das Sextett mit „Songs From The North“ in den deutschen Albumcharts eingestiegen – nicht schlecht für eine meilenweit vom Mainstream entfernte Metalband, genauer gesagt sogar die beste Platzierung überhaupt, die die Band bislang hierzulande erreichen konnte; in ihrer Heimat ist es sogar Platz 7 geworden.
Natürlich interessiert angesichts einer solchen Fülle an neuem Material, welche und wie viele Songs die Formation auf der Tour zum Album spielen wird und wie sich das neue Zeug live macht. Ihren zweiten Deutschland-Termin hat die Truppe in Hamburg, nachdem sie einen Tag zuvor in Berlin den Auftakt hinlegte. Begleitet werden die Sonnenschlucker von ihren Landsleuten von Wolfheart sowie den Italienern Adimiron, die bereits um 19 Uhr als erstes an der Reihe sind.
Adimiron
Die Band aus der italienischen Hauptstadt Rom existiert schon seit geschlagenen 15 Jahren und kann bereits auf vier Full-length-Alben zurückblicken. Insofern stellt sich die Frage, wieso man mit so viel Erfahrung und nach so langer Zeit noch als erste Vorband in ranzigen Undergroundschuppen herumkrebst und nicht mehr erreicht hat. An den handwerklichen Fähigkeiten der Musiker kann es nicht liegen, denn die sind zweifellos stark; gerade die beiden Gitarristen lassen beachtliches Können durchblicken, da sitzt jedes Break und jeder Lauf souverän.
Vielleicht ist es das wenig straighte Songmaterial. Klar, die Band hat sich progressiven Death Metal auf die Fahnen geschrieben und dass sie Fans von Meshuggah und Konsorten sind, ist unüberhörbar. Die Mucke ist auch in jedem Fall originell und interessant, allerdings würde ein bisschen mehr Eingängigkeit hier und da wohl nicht schaden. Zwar bemüht sich Frontmann Andrea Spinelli, das Publikum zu animieren, dies klappt jedoch nur bedingt. Ein paar Leute bangen oder nicken wenigstens anerkennend mit den Köpfen, aber viel mehr ist es dann auch nicht. Zudem herrscht wieder einmal der berühmt-berüchtigte Sicherheitsabstand von etwa einem Meter vor der Bühne, was Andrea ausnutzt, indem er einmal einen Ausflug aufs Parkett macht; auch weist er auf den Merchstand hin, doch wirklich euphorische Reaktionen kann er nicht aus dem Publikum herauskitzeln.
Ein bisschen leidtun kann einem die Truppe; da ist viel Potential vorhanden, aber wie es aussieht, schlummert dieses schon länger unter der Oberfläche, sonst wären sie nach vier Alben ja bestimmt schon weiter als jetzt und würden nicht als erste Vorband in kleinen Locations wie dem Headcrash auftreten. Hinzu kommt heute sehr erschwerend, dass Adimiron unter einem wirklich unterirdisch miesen Sound leiden müssen; die Vocals sind entweder zu laut oder fast gar nicht zu hören und die Klampfen sehr breiig. Ein optisches Highlight bietet dafür Bassistin Cecilia, ganz frisch eingestiegen, die den Sexappeal der Band enorm erhöht und die sich besonders beim letzten Stück „Vertical Limit“ mit einem markanten Lauf als Basis hervortun darf. Insgesamt wäre bei besserem Sound und mit ein paar prägnanten Hooklines mehr drin gewesen, so aber bleibt es lediglich bei mehr oder weniger Höflichkeitsapplaus und vereinzelt sichtbaren Pommesgabeln.