Hypocrisy
Wie schon auf ihrem starken neuen Album „A Taste Of Extreme Divinity“ klar wurde, hat die selbst verordnete Pause Hypocrisy mehr als gut getan. Live sieht das ganz ähnlich aus, denn die Schweden sind bis in die Haarspitzen motiviert, das merkt jeder in der beachtlichen Meute vor der Bühne. Bandkopf Tägtgren selbst bekommt heute zwar keine der kultigen „Pedaa Pedaa“-Rufe zu hören, überzeugt aber dafür selber mit lockeren und witzigen Ansagen. Der Mann ist einfach ein Szeneoriginal und hat das Publikum sofort im Griff.
Was bei einer so ausgewogenen Setlist natürlich auch nicht besonders schwer ist, denn wenn ein Gig mit einem Kaliber wie „Fractured Millenium“ eingeläutet wird, ist klar, dass es kein Halten mehr gibt. Danach taumelt man als Death Metal-Fan von einem Glücksmoment in den nächsten. Etlichen Fans der alten Schule geht das Herz auf, als die Band ein gnadenloses Medley aus „Pleasure Of Molestation“, „Osculum Obscenum“ und „Penetralia“ in die Menge feuert.
Aber auch „Let The Knife Do The Talking“, „Warpath“ und „Weed Out The Weak“ sollten am nächsten Tag für einige Nackenschmerzen gesorgt haben. Die wahre Stärke von Hypocrisy liegt aber natürlich in den unwiderstehlichen Midtempo-Monstern, die wohl keine andere Band so schreiben kann. Und von denen gibt es heute natürlich wieder etliche in der Setlist, allerdings nicht direkt hintereinander. So bleibt es abwechslungsreich und man kann Death Metal-Hits wie „Eraser“, „Fire In The Sky“ (heute vielleicht der am frenetischsten bejubelte Track) und den ewigen Rausschmeißer „Roswell '47“ richtig abfeiern. Das hier war zweifelsohne einer der besten Auftritte des gesamten Festivals.
Setlist:
Fractured Millenium
Weed Out The Weak
Eraser
Pleasure Of Molestation/Osculum Obscenum/Penetralia
Apocalypse/The Fourth Dimension
Let The Knife Do The Talking
Adjusting The Sun
A Coming Race
Killing Art
Fire In The Sky
Warpath
Roswell 47
Gorgoroth
Jetzt wird es verdammt heiß im Dunkel der Nacht. Die Black Metaller Gorgoroth begrüßen mit einem Feuermeer ihre Fans und machen das, was man von einem Black Metaller erwartet: bitterböse Musik spielen. Die Fans setzten auf dieselbe Karte und machen auch das, was man von Black Metallern erwartet: Sie stehen eher emotionslos vor der Bühne umher und kreiseln maximal ihre Köpfe.
Die Emotionen auf der Bühne sind ähnlich dezent, aber wer will schon ein großartiges Emotionen-Programm von Black Metallern geboten bekommen. In erster Linie wird die Musik beurteilt, und die legt mit „ Bergtrollets Hevn“ und „Satan-Prometheus“ ziemlich gut los, auch wenn der Start mit zehnminütiger Verspätung den Fans auf die Nerven schlägt.
Die Show hält sich bis auf die Beleuchtung in Grenzen. Für viele scheint der Auftritt von Gorgoroth aus reinem Interesse besucht zu werden. Viele wirken beinahe desinteressiert, und lassen sich von der Musik berieseln. Dabei sind Gorgoroth eigentlich eine Macht im Black Metal, die sich vor allem in ihren Live Shows zeigt. Durch deren minimalistische Gestaltung auf dem Summer Breeze geht viel von der Gorgoroth-Faszination verloren. In einer Clubshow haben die Norweger mit Sicherheit wesentlich mehr Einfluss. Dieser beschränkt sich heute Abend auf heiße Feuerfontänen.
Viele scheinen von dem Auftritt nicht sehr begeistert zu sein und treten bereits den Weg zur Main Stage an, um sich einen guten Platz für Heaven Shall Burn zu ergattern und von dort aus auf der Leinwand des Gorgoroth-Gig weiter zu verfolgen, und das sind mittlerweile mehr Leute als vor der Pain Stage.
Als negativ krönenden Abschluss verlassen Gorgoroth die Bühne ganze 20 Minuten zu früh. Die verdutzten Fans fragen zaghaft nach einer Zugabe. „Revelation Of Doom“ wird zwar noch hinterher geschoben, aber da hat Großteil der Festivalbesucher schon den Rücken zur Bühne gekehrt.
Setlist:
Bergtrollets Hevn
Satan-Prometheus
Profetens Apenbaring
Aneuthanasia
Forces Of Satan Storms
Ødeleggelse Og Undergang/Blood Stains The Circle
Unchain My Heart
Destroyer
Katharinas Bortgang
Revelation Of Doom