Fiddler's Green
Was nun folgt, ist beinahe eine der musikalisch unpassendsten Auftritte des 13. Summer Breeze. Immerhin hat Irish Speedfolk nicht so furchtbar viel mit Metal gemeinsam. Unter Garantie kann allerdings gesagt werden, dass der Auftritt von Fiddler's Green einer der meist besuchten und vor allem am intensivsten gefeiertsten ist.
Mit Violine und Akkordeon bewaffnet, stürmen Tobias und Stefan gemeinsam mit den anderen vier Musikanten freudestrahlend die Main Stage. Bereits „Life Full Of Pain“ und „Sporting Day“ stellt den Topf guter Laune auf hohe Flamme, und es beginnt schnell zu brodeln. Auch „Highland Road“, das wie die beiden ersten Songs von dem Album „Sports Day At Killaloe“ stammt, schürt das Feuer weiter, und spätestens bei „Irish Air“ hüpft alles, was zwei Beine hat. Aus dem gewaltigen Pulk vor der Bühne entsteht ein feiernder Haufen und alle schließen sich zusammen, um gemeinsam zu hüpfen, zu singen und zu feiern. Auch wenn einige Fiddler's Green nicht kennen, haben sie ihren offensichtlichen Spaß an dem Live Auftritt des Erlangener Sixpacks. Gemeinsam hakt man sich ein und hüpft im Kreis, bis es zu „Rose In The Heather“ gemütlich wird und viele, Arm in Arm, von einer zur anderen Seite im Takt der Musik schunkeln. Eine kleine Verschnaufpause ist angesichts des hohen Hüpf-Potentials und dem sengenden, gelben Planeten eine gern angenommene Abwechslung. Mit „Kick The Bucket Tunes“, oder besser bekannt als das „Eimersolo“, ist die Erholung schon wieder Geschichte. Bei Tobias Violinen-Solo erstrecken sich alle Hände in die Höhe und klatschen im Takt. Als Frank mit umgehangener Percussion den Takt angibt und letzendlich Stefan auch noch den Eimer bearbeitet, dreht sich die gute Stimmung förmlich im Kreis.
Die gute Laune und Freude an ihren Auftritt steht jedem einzelnen Bandmitglied wohl bis in alle Ewigkeit ins Gesicht gemeißelt und um die Fans und das gesamte weitere Publikum noch mehr anzuheizen, folgt „Rocky Road To Dublin“ und mit dem Lied ein großes Menschenknäuel, das in der Wall Of Death ein ungeahntes Ausmaß annimmt. Pat singt im Verlauf des Liedes „1, 2, 3, 4, 5 Go!“ und in jedem Refrain prasseln tausende Leiber unter tosendem Schlacht-Gebrüll in mindestens drei Walls Of Death ungebremst aufeinander, um sich für die nächste WOD so schnell wie möglich wieder zu entwirren. Irish Speed Folk, wie es ihn sicherlich nur einmal gibt. Um dem Ganzen noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen, unterbricht Pat seinen Gesang für eine Weile, um zu einem Circle Pit aufzurufen. Hüpfenderweise bahnen sich erneut tausende Festivalbesucher in Windeseile ihren Weg durch das unbeteiligte Publikum, um mehrere Pits zu stande zu bringen. Sogar der Bierfass schleppende Getränkemann sorgt mit der ein oder anderen Runde für viel Schaum im Gerstensaft.
Mehr als passend folgt auf diesen grandiosen Siegeszug der Titel „Folk's Not Dead“, dessen Wahrheitsgehalt soeben unter Beweis gestellt wurde. Mit „Girls Along The Road“ schließen Fiddler's Green ihr Set ab, und haben mit ihrer Musik eine große Zahl zufriedener Festivalbesucher zum nächsten Gig entlassen.
Setlist:
Life Full Of Pain
Sporting Day
Highland Road
Mrs Mc Grath
Irish Air
Rose In The Heather
Kick The Bucket Tunes
Rocky Road To Dublin
Folk’s Not Dead
The Night Pat Murphy Died
Bugger Off
Girls Along The Road
Ensiferum
Auf Ensiferum haben offensichtlich schon viele Fans gewartet. Der Platz vor der Main Stage ist jedenfalls schon sehr gut gefüllt, als die Finnen mit „From Afar“ ihren Set beginnen. In der folgenden Stunde präsentiert sich die Band als gut eingespielte Einheit, was in der Vergangenheit leider nicht selbstverständlich war. Ein wenig hüftsteif wirkt das Pagan Metal Ensemble aber dennoch, denn viel Bewegung gibt es auf der Bühne nicht. Diesen Part übernimmt dafür das Publikum sehr gerne; die Crowdsurfer-Dichte ist wirklich sehr hoch.
Ensiferum haben ein unbestreitbares Händchen für Ohrwürmer, welche in dieser Umgebung sofort zünden. „Ahti“, „One More Magic Potion“ und „Into Battle“ sorgen für wahre Stimmungshochs bei den laut mitsingenden Massen vor der Bühne, was den Musikern ein immer breiteres Grinsen aufs Gesicht zaubert. Der einzige Teil der Show, bei dem es etwas ruhiger zugeht, ist der Soundtrack-Part von „Stone Cold Metal“. Die Italo-Western-Melodien sind aber mitnichten langweilig und ein Stimmungstöter, sondern eher eine willkommene Verschnaufpause.
Bei „Iron“ müssen schließlich wieder ordentlich die Trinkhörner geschwungen werden. Wenn man etwas an diesem Auftritt auszusetzen hat, dann mit Sicherheit die Tatsache, dass bis auf „Token Of Time“ kein Song vom starken Debüt der Band gespielt wird. Andererseits wird man es nie allen Recht machen können. Objektiv betrachtet war dieser Auftritt von Ensiferum wirklich gut und unterhaltsam und eine klare Steigerung zu einigen Auftritten in der Vergangenheit.
Setlist:
From Afar
Twilight Tavern
Into Battle
Token Of Time
Ahti
Smoking Ruins
Stone Cold Metal
Blood Is The Price
One More Magic Potio
Iron
Anathema
Der Auftritt von Anathema löst zwiespältige Gefühle aus. Es wird wohl kaum einer der Band ihr Talent für melancholische Hits absprechen, aber ob diese auch im prallen Sonnenschein auf einer Festivalbühne funktionieren, darf zumindest angezweifelt werden. Und, um es vorweg zu nehmen, so wirklich überzeugen tut der Auftritt dann auch kaum jemanden. Ein Fan spricht spöttisch von einem „akuten Ausbruch von Pink-Floyderitis“, wohl bezogen auf die verträumten Klangbilder, die die Band darbietet. Dennoch hinkt der Vergleich selbstverständlich gewaltig, aber das soll ja nicht das Thema sein.
Es liegt nun einmal in der Natur der Sache, dass es bei dieser Truppe keine schweißtreibenden Live-Shows geben wird. Man kann den Briten aber attestieren, einen abwechslungsreiche Setlist zusammengestellt zu haben. Da wird natürlich das aktuelle Album „We’re Here Because We’re Here“ berücksichtigt, aber auch die alten Fans kommen nicht zu kurz. „Deep“ und „Empty“ bilden den gelungenen Einstieg, mit „Sleepless“ wird ein Song vom Debüt auf die „Pain Stage“ gebracht und mit „Fragile Dreams“ können Anathema ohnehin nichts falsch machen.
Gemessen an den für den Stil der Band nicht gerade optimalen Rahmenbedingungen, kann man durchaus von einer kleinen Überraschung sprechen. Denn als der letzte Ton von „Fragile Dreams“ verklingt, gibt es weitaus mehr als nur Höflichkeitsapplaus vom Summer Breeze-Publikum.
Setlist:
Deep
Empty
Lost Control
A Simple Mistake
Closer
A Natural Disaster
Sleepless
Universal
Fragile Dreams