Die Erzgebirgsstadt Annaberg-Buchholz grüßt mit schmuddeligem, nasskaltem Wetter, trotzdem lassen sich die Fans von Subway To Sally nicht abhalten, zahlreich und früh vor der Festhalle zu erscheinen. Auf Grund der von der Location etwas zu früh benannten Startangabe, bleibt auch noch Zeit für eine kleine Stärkung. So wird das Angebot von benachbarten Imbiss „E-Hof“ durchaus genutzt und immerhin erscheint dessen Name für den heutigen Abend sogar noch passend, schließlich kann das „E“ direkt mitgenommen werden, laden die Potsdamer doch zur „Neon-Ekustiktour“.
Etwas Skepsis wird wohl bei einigen Zuschauern vorherrschen, immerhin sind Elektroklänge nicht unbedingt das Markenzeichen der Band, aber schon der sensationelle Auftakt mit „Wenn Engel hassen“ lässt alle Zweifel innerhalb von Sekunden schwinden. Das düster-romantische Industriebühnenbild und die passenden, teils sehr detailliert ausgestatteten Outfits tun ihr Übriges, um den Saal sofort in den Bann zu ziehen. Zumal sich diese Liebe zum Detail ebenso in den Umsetzungen der Lieder wiederspiegelt. Hier treffen Fingerfertigkeit und Elektrosequenzen in einer faszinierenden Art und Weise aufeinander und obwohl man es kaum für möglich gehalten hat, werden die Titel damit tatsächlich noch weiter intensiviert.
Ebenso wenig vorstellbar ist eigentlich die Anordnung der Musiker auf der Bühne. Ingo Hampf, der sich sonst meist im Hintergrund hält, sitzt nun direkt an der Front. Wobei man das Gefühl hat, dass es hier einen Kompromiss gibt, denn immerhin ist der Teil der Bretter meist recht spärlich ausgeleuchtet. Trotzdem erscheint die Platzwahl mehr als zutreffend, zumal sich Hampf einmal mehr als Meister der Saiten präsentiert, so auch bei „Ins Dunkel“, welches zusätzlich mit Satzgesang brilliert. Da mag die Frage von Sänger Eric Fish, ob es denn gefallen hat, eigentlich als rhetorisch angesehen werden, aber der Vollständigkeit halber gibt es ein einhelliges „Ja“. Und konnte man sich soeben zu einer ein mündigen Meinung einigen, gibt es beim nachherigen „Eisblume“ gleich noch einen gemeinschaftlichen Gesang der Zuschauer. Wer nicht miteinstimmt, kann sich dafür auf die Musiker konzentrieren und hier ist zumindest auch sichtbar, mit welchem Bedacht an die Stücke herangegangen wird. Dies bedeutet zugleich, dass es für die Instrumentalisten auch einige Wartepausen bis zum nächsten Einsatz gibt, die sicher nicht immer leichtfallen, aber eben für das Gesamtwerk unglaublich wichtig ist.
„Henkersbraut“ zeigt sich etwas rockiger und sofort fliegen die ersten Pommesgabeln in die Höhe, während beim nachfolgenden „Traum von Tod II“ direkt eingestimmt wird und man sich so eine weitere Aufwärmung der Stimmbänder gönnt. Diese zeigt sich zu „Maria“ durchaus als nötig, immerhin übernehmen die Zuschauer hier den kompletten Gesang und spendieren sich im Anschluss einen berechtigten Jubel. Beim anschließenden „Kleid aus Rosen“ ist die Band wieder komplett und damit geht es weiter durch den Strauß von Liedern, die man eigentlich alle als Klassiker beschreiben möchte, um schließlich mit „Veitstanz“ das Konzert zu beenden.
Zeitgleich mit dem „Auf Wiedersehen“ erschallt der Ruf auf ein recht baldiges und mit „Grausame Schwester“ wird dieses auch gewährt. Nach einem Dank an die Zuschauer, die eigene Crew und die der Location verabschieden sich Subway To Sally mit „Ohne Liebe“ ein weiteres Mal, um sich mit „Minne“ wieder zurückzumelden oder es zumindest zu versuchen, immerhin stimmt Bodenski „We Will Rock You“ an. Funktioniert allerdings auch prächtig und selbst die Bedenken von Eric Fish, wie man nun wieder die Kurve bekommt, sind völlig unnötig. Beim Zurückschalten hat man ebenso das Publikum auf seiner Seite. Bodenski streut noch etwas Konfetti über seine Kollegen und schon steht der letzte Akt des Abends an, welcher seit vielen Jahren mit „Julia und die Räuber“ über die Bühne geht.
Damit enden gut zwei Stunden, die man nur als perfekt bezeichnen kann. Bühnenbild, Klang und Licht sind die erstklassige Grundlage für ein Konzert, welches eine Setlist bereithält, die sowohl treibende wie auch „Gänsehaut“-Momente beinhaltet. Mit der Umsetzung, und hier sei auch ausdrücklich ihr begleitender „Maskenmann“ Cop Dickie benannt, setzen Subway To Sally ein weiteres Mal Maßstäbe in Sachen Akustik- oder nun eben auch Ekustik-Musik. Doch bevor man die Band nun endgültig in den Himmel erheben möchte, einen kleinen Makel gibt es doch: Die Brille von Eric Fish beim abschließenden Stück ist dann doch nicht ganz perfekt.
Setlist:
Wenn Engel hassen
Die Rose im Wasser
Verloren
Böses Erwachen
Mitgift
Schwarze Seide
Ins Dunkel
Eisblumen
Henkersbraut
Traum vom Tod II
Krähenfrass
Maria
Kleid aus Rosen
Unsterblich
Falscher Heiland
Das Rätsel II
Sieben
Tanz auf dem Vulkan
Veitstanz
Grausame Schwester
Sag dem Teufel
Ohne Liebe
Minne
Julia und die Räuber