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Steven Wilson im Konzert (Bremen, Oktober 2013)

Eindeutig die bessere Alternative zu Reality TV

Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr ist Steven Wilson in Deutschland unterwegs

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Im Frühjahr erst war Steven Wilson anlässlich seines dritten Soloalbums „The Raven That Refused To Sing“ in deutschen Gefilden unterwegs, doch war jene Tour anscheinend dermaßen erfolgreich, dass der Porcupine Tree-Hauptsongwriter jetzt im Herbst gleich noch mal einen Abstecher hierher unternimmt. Nachvollziehbarerweise sind aber diesmal andere Städte dran, Bremen markiert die erste Station in der Bundesrepublik, nachdem der Brite zuvor bereits einige Gigs in Australien (!), seiner englischen Heimat sowie Holland und Belgien gespielt hat. Im Interview, das wir kurz vor der Show mit Wilson führten und das in Kürze bei The-Pit.de zu lesen sein wird verrät er, dass es sogar neues Material auf die Lauscher geben wird – obwohl der Release von TRTRTS ja gerade mal ein gutes halbes Jahr zurückliegt.

Wie immer bei seinen Solokonzerten bisher wird auf eine Vorband verzichtet und wie schon im Frühjahr hat er sich auch diesmal für bestuhlte Hallen entschieden. Wobei der Bremer Club Pier 2 eigentlich nicht bestuhlt ist; wie man sich bei dem Namen denken kann, handelt es sich hier um eine alte Lagerhalle an einem früheren Pier, in der es ursprünglich logischerweise keine Sitze gibt und so wurden lediglich Plastikstühle im Inneren aufgebaut. Im Vergleich zum Hamburger CCH, wo Wilson im März gastierte, ist die Atmosphäre trotz des sitzenden Publikums daher etwas entspannter und lockerer, da es freie Platzwahl gibt und man nicht dieses Opern- oder Theater-artige Ambiente hat, wo man sich dementsprechend nicht zutrauen würde, zwischendurch den Saal zu verlassen, um Bier zu holen oder die Toilette aufzusuchen.

Etwa zwanzig Minuten vor Beginn der Show geht das Licht aus und auf der Leinwand hinter dem Drumset läuft ein Film als Einleitung, der in Farbe und Stimmung zur typischen Steven-Wilson-Ästhetik passt; eigentlich sieht man nur die Ziegelwand eines durchschnittlichen englischen Hauses, an der immer mal ein paar Menschen vorbeilaufen, dazu gibt es als musikalische Untermalung Soundscape-Mucke von Bass Communion, Stevens Ambient-Projekt, das auch schon länger auf Eis liegt.

Schließlich tritt ein nur mit Akustikklampfe bewaffneter Straßenmusiker vor die Wand und schickt sich an, den Porcupine-Tree-Hit „Trains“ zum Besten zu geben. Da betritt dann endlich auch der Meister – ebenfalls mit Akustikgitarre ausgestattet – die Bühne und zelebriert tatsächlich eine abgespeckte Version des vielleicht bekanntesten Stachelschweinbaum-Songs, wobei die synchronen Bewegungen bei den Akkordanschlägen des Leinwandmusikers und Wilson äußerst akkurat sind, was sowohl cool als auch amüsant aussieht.

Auf jeden Fall ein Auftakt, mit dem man nun wirklich nicht rechnen konnte, der das Publikum aber gleich in die richtige Stimmung versetzt, denn dieses Stück macht einfach immer Laune und dürfte den meisten Anwesenden wohl bekannt sein. Schließlich betreten auch Stevens Mitmusiker die Bretter und es wird mit „Luminol“ nun auch im Ensemble losgelegt. Die Band besteht aus denselben Leuten wie vor ein paar Monaten, bis auf die Position am Schlagzeug, da Marco Minnemann leider mit Joe Satriani in den USA unterwegs ist. In Gestalt von Chad Wackerman (der in den Achtzigern immerhin für Frank Zappa trommelte) hat man allerdings nicht gerade den schlechtesten Ersatz gefunden. Dennoch war das Drumming des Fast-Dream Theater-Schlagwerkers zumindest nach meinem bescheidenen Geschmack noch einen Tick geiler.

Der Sound ist von Anfang an bombig, doch das war bei einem Perfektionisten wie Mister Wilson zu erwarten und bedarf im Prinzip gar keiner Erwähnung mehr. Es folgen „Postcard“ und „The Holy Drinker“, wo Wilson erneut zur Bassgitarre und der eigentliche Bassist Nick Beggs wiederum zum Chapman Stick greift, bevor eine etwas längere Songpause eintritt, in der Steven die Qualitäten seines Gitarristen Guthrie Govan vorstellt. Hier zeigt sich, dass der Prog-Genius mit der Zeit durchaus Entertainer-Qualität entwickelt hat und sehr witzig sein kann – vielleicht hat er sich ja ein bisschen was von seinem Kumpel Mikael Åkerfeldt abgeguckt. Jedenfalls hat es schon Unterhaltungswert, wenn er von Govan will, dass dieser einen Sound aus der Gitarre herausholt, der nach einem „einsamen Mann, der von seiner Frau verlassen wurde und sich in einem dunklen Wald befindet, wo ihm fiese Trolle auflauern“ klingt.

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