Vor einem halben Jahr hauten die Herren von Rogers mit „Augen auf“ ein Album gen geneigten Punk-Liebhaber, welches mit ordentlich Leidenschaft und Druck punkten konnte und selbst nach einem halben Jahr immer noch bestens ins Ohr geht. Mittlerweile liegt ein großer Teil der „Einen Scheiss muss ich“-Tour bereits hinter ihnen und nun sind sie im Leipziger Conne Island angekommen, wo man mit 19:30 Uhr einen ungewöhnlich frühen Start anvisiert. Allerdings soll am späteren Abend hier noch eine Benefiz-Disco steigen, welche zu diesem zeitigen Startschuss zwingt und der zugleich der sonst stetige lokale Support zum Opfer fällt.
So wirklich glaubt wohl keiner an diesen frühzeitigen Beginn, zumindest lässt dies der etwas maue Anblick im Klub vermuten. Die etwas geringfügig ausfallende Zuschauerbeteiligung dürfte
Marathonmann
sicher nicht willkommen sein und ist auch nicht so wirklich verständlich, immerhin konnten sie mit ihrem 2016 erschienenen Album „Mein Leben gehört dir“ anständig für Furore sorgen, und zudem knallten sie noch zwei extrem starke Songs auf die Benefiz-Split im vorigen Jahr.
Allerdings können die Münchner mit ihren ersten Klängen von „Rücklauf“ tatsächlich selbigen von Grillstand verzeichnen, immerhin strömt von dort ein frisch gestärktes Publikum, welches scheinbar ihr gerade genossenes Sojasteak direkt wieder abbauen will. Selbst wenn die ersten Minuten durchaus noch von etwas Zurückhaltung geprägt sind, ändert sich dies schon kurz nach der Begrüßung und wenn man dann noch zu einer eskalierenden Auflockerung auffordert, muss man förmlich zu „Blick in die Zukunft“ das erste Mal ordentlich abgehen.
Tatsächlich schaffen es Marathonmann mit ihrer eloquent, emotionalen Arschtritt-Attitüde die Zuschauer nun stetig abzuholen. Hände fliegen in die Höhe, es wird gesprungen, die ersten Crowdsurfer machen sich auf den Weg und für alle, die aufgrund mangelnder Textsicherheit, nicht aus voller Kehle mitgrölen können, gibt es mit „Dein ist mein ganzes Herz“ gleich noch ein Cover nachgeschoben, welches laut Angabe von Frontmann Michi in Leipzig wohl nie fehlen darf. Stimmlich begibt man sich hiermit aus der Trainingsphase heraus, so kann gleich noch etwas Lärm für die Rogers gemacht werden und die letzten beiden Songs des Sets laufen ebenfalls wie Öl durch die Kehle. Das abschließende „Die Stadt gehört den Besten“ glänzt mit seinem noisigen Anfang und so gut wie jeder hat nun die Hände über den Kopf, um die letzten Minuten des Sets durch Mitklatschen zu unterstützen. Damit schließt ein starker Gig, der zwar stellenweise mit einem etwas rohen Sound zu kämpfen hatte, aber dennoch komplett einheizte.
Setlist (unvollständig):
Rücklauf
Diese Hände
Blick in die Zukunft
Neumondnacht
Dein ist mein ganzes Herz (Cover)
Das Leben der Anderen
Wo ein Versprechen noch was wert ist
Die Stadt der Besten