Raven
Klar, Raven sind nicht gerade ein Kassenmagnet, das hatte ja schon die Show im April in der Oberhausener Helvete aufgezeigt. Das Trio lässt sich allerdings so gar nichts anmerken und rockt voller ungebändigter Energie, dass es nur eine Freude ist – sie spielen die meisten jüngeren Bands auch eindeutig einfach an die Wand.
Das Glück wird beim Blick auf die Setlist noch gesteigert, denn bis auf einige wenige „Ausreißer“ stehen da nur Klassiker aus den Achtzigern auf dem Programm; genau das richtige Futter für die ganzen Old-School-Maniacs, die nun zu Showbeginn an den Bühnenrand heranrutschen, wobei nicht wenige gleich auch schon die Luftgitarre parat haben. Dafür werden sie dann im übertragenen Sinne derbst in den Arsch getreten; daran sind Raven schuld, die schonungslos mit wuchtigen Klassikerpfunden um sich riffen und nur wenige Pausen zum Luftholen lassen.
„Come on“, so John Gallagher, was schon reicht, dass viele der Anwesenden ins Mitklatschen verfallen oder mit der Powerfaust herumfuchteln. „Schön, hier in 'Lunen' zu sein, wie geht’s euch“, will er wissen und erntet fetten Applaus. „Stehen wir alle zusammen?“, fragt er folgerichtig vor „All For One“ glatt mehrmals ab – die Fans lassen sich nicht lange bitten, vor allem beim anschließenden Titeltrack des Debüts von 1981 fliegen den Wahlamis die metallischen Fanherzen nur so zu – wer hier beim Refrain „Rock Until You Drop“ nicht mit Zentimeter dicker Gänsehaut ergriffen steht, weil annähernd alle mit einstimmen, der kann kein Raven-Fan sein.
Natürlich ist auch Platz fürs Solieren, was Mark Gallagher auch reichlich nutzt, fast aber droht ihm John das Wasser abzuschneiden, denn der Applaus ist mehr als ordentlich, als er kurz vor Schluss zum Basssolo ansetzt. Humor haben die Drei dazu ebenfalls, denn als sich bei „Speed Of The Reflex“ auf der Bühne ganz vorne ein Fan Luftgitarre spielend einzurichten droht, wird der Kerl mit einem sanften und lieb gemeinten Tritt in der Allerwertesten höflich zum Verschwinden aufgefordert.
„Als wir 1982 erstmals hier in Deutschland tourten, da wart ihr schon verrückt, aber heute seid ihr viel viel verrückter“, so John als Dankeschön für die dauerhaften Anfeuerungen, denn auch mit phonstarken Raven-Sprechchören wird nicht gespart – beide Seiten geben alles, bekommen alles, da wird die kleine Bierdusche genauso schnell im taumelnden Glücksgefühl hingenommen wie das unweigerliche Ende, was allerdings dadurch versüßt wird, indem „Break The Chain“ mit einigen bekannten Songs garniert herrlich ausgedehnt wird. Nach der Show sind alle Drei auch am Merchstand, unterhalten sich mit den Fans, lassen sich fotografieren und geben unzählige Autogramme – fannah und das ist auch gut so, ganz nach dem Motto „All For One“.
Setlist:
Destroy All Monters
Hard Ride
Live At The Inferno!
All For One
Rock Until You Drop
Lambs To The Slaughter
Speed Of The Reflex
Mind Over Metal
Into The Jaws Of Death
It's Not What You Got
Tank Treads (The Blood Runs Red)
Faster Than The Speed Of Light
On And On
Break The Chain