Queensrÿche
Die Umbaupause zieht sich ein bisschen hin, denn erst einmal muss die komplette Bühne geräumt werden, die Stagehands kleben die Kabel sorgfältig ab und auch der Zugang zur Bühne wird mit weißem Tape in Pfeilform gegaffert. Die ersten Blicke wandern derweil auch schon auf den Chronographen, denn gegen 22:40 Uhr ist es endlich soweit, eine lange Spielzeit mitten in der Woche kann man sich da wohl schon abschminken – und genau so kommt es dann auch, denn nach gut einer Stunde ist der Queensrÿche-Budenzauber schon wieder vorbei.
Das mag aber auch daran liegen, dass Frontsirene Todd LaTorre gesundheitlich angeschlagen ist und wohl mit einem saublöden Reizhusten zu kämpfen hat, denn der aufmerksame Beobachter dürfte schon bei „Nightrider“ mitbekommen haben, dass sich Todd auch mal mit der Hand vor dem Mund kurz hustend abwendet. Bei den ausgiebigen Instrumentalparts verschwindet er zudem dann auch regelmäßig komplett von der Bühne – allesamt keine guten Anzeichen.
Und doch leidet die gesangliche Leistung nicht darunter, was erstaunlich ist. Todd geht aber auch ganz offen damit um und fordert bei „The Needle Lies“ mit einem „lasst mich nicht im Stich“ auch Hilfe ein. „Ist nicht einfach für euch zu singen, wenn man sich einfach nicht gesund fühlt“, so Todd als Hinweis. Doch die Fans sind voll bei der Sache, singen lautstark mit und entlocken so Todd mitten im Song ein „wow“.
Ansonsten aber sind die Ansagen eher kurz gehalten, was ja nun auch nicht gerade verwundert, denn neben den Ankündigungen, welcher Song von damals auf welchem Album zu finden ist, steht die Musik erst einmal absolut im Vordergrund. Das kommt beim Publikum auch gut an, immer wieder brandet ordentlicher Applaus auf, allerdings beschleicht sich auch hier das Gefühl, dass Queensrÿche nicht die ganz großen Emotionen wecken können und nicht in jeder Note der Funken überspringt. Es sind aber immer wieder die Feinheiten, die entweder zum Zungeschnalzen geeignet sind oder aber vor Überraschung die Augenbrauen hochschnellen lassen. Mehr als einmal liefern sich Gründungsmitglied Michael Wilton und Parker Lundgren feinste Gitarrenduelle, die ihren Höhepunkt auch gerne in perfekt einstudierten Twinsoli finden, zum anderen wirft Todd auch mal den Mädels in den ersten Reihen einen Handkuss zu oder reicht gleich seine Flosse über den Sicherheitsgraben zum Abklatschen hin.
Trotzdem ist erst einmal nach etwas mehr als fünfzig Minuten Schluss, die Fans brauchen ein wenig, um zu realisieren, dass eventuelle Zugabe-Rufe doch auch zum Erfolg führen könnten – arg zögerlich das Ganze. Trotzdem lässt sich Drummer Scott Rockenfield blicken und bedankt sich ausgiebig bei den Fans für den Support die ganzen Jahre hinweg und weist nochmals deutlich darauf hin, dass sie in den letzten Monaten nicht faul waren und die neue Queensrÿche-Scheibe am 2. Oktober erscheine. „Jetzt noch ein Song für euch“, so Scott, verschwindet hinter sein Drumkit und „Empire“ ist dann auch wirklich der Schlusspunkt unter einem kurzweiligen, am Ende aber auch zu kurzem Abend.
Setlist:
Anarchy-X
Nightrider
Breaking The Silence
Walk In The Shadows
The Whisper
En Force
X2
Where Dreams Go To Die
Warning
The Needle Lies
NM 156
Arrow Of Time
Eyes Of A Stranger
-----------------------
Empire