Mit ihrem zwölften Studioalbum „Sorceress“ ist Opeth erstmals der Sprung an die Spitzenposition der deutschen Charts gelungen, dementsprechenden Andrang durfte man bei den Konzerten der dazugehörigen Tour erwarten. Hamburg markiert die erste deutsche Station nach einer ausgiebigen US-Tour und ein paar Konzerten in Schweden, Norwegen und Dänemark, und diesmal spielen Mikael Åkerfeldt und Co. nicht wie die letzten drei Male in der Großen Freiheit 36, sondern im größeren Docks – wohl in weiser Voraussicht, nachdem die Band nach ihrem erwähnten Nummer-eins-Erfolg noch mal ein gutes Stück größer geworden ist. Es ist der erste Tag in diesem Herbst/Winter, an dem es in der Hansestadt schneit und es ist arschkalt, doch Minusgrade sind für einen echten Opeth-Jünger selbstverständlich kein Grund, zu Hause die Füße hochzulegen.
Sahg
Die Norweger Sahg stellen den Support und auch sie haben im September jüngst ein neues Album mit dem Titel „Memento Mori“ herausgebracht. Als sie pünktlich um 19 Uhr loslegen, ist die Halle höchstens zur Hälfte gefüllt, ärgerlicherweise geht die Einlasskontrolle auch relativ langsam vonstatten. Die Truppe selbst hat jede Form von Aufmerksamkeit auf jeden Fall verdient, die Mischung aus Black Sabbath-Worshipping, leichten Grunge-Versatzstücken und spaciger Atmosphäre sollte jeden Classic-Rock-Liebhaber verzücken. Alle bisherigen fünf Scheiben wurden in der Fachpresse hochgelobt und live kann der Vierer bei transparentem und ausgewogenem Sound auch sofort überzeugen.
Zwar braucht es eine Weile und etliche Animationsversuche seitens des Frontmannes Olav Iversen, um den wie so häufig recht reservierten Opeth-Fans verbale und körperliche Reaktionen zu entlocken. Bestimmt bis zum dritten Stück im Set dauert es, bis die Leute ihren Kehlen tatsächlich zustimmende Laute entfleuchen lassen und es wagen, Pommesgabeln und Powerfäuste in die Luft zu stemmen – immerhin aber herrscht von Anfang an kein „Sicherheitsabstand“ zur Bühne bzw. zum Graben. In puncto Ansagen hat Opeth-Fronter Mikael Åkerfeldt weitaus mehr originelles Material auf dem Kasten als Iversen, der nicht wirklich mehr als die üblichen „Thank you“- und „The next song is called…“-Floskeln im Repertoire hat, aber er ist sich nicht zu schade, die Leute immer wieder mit Aufforderungen zum Klatschen und zu Hey-Rufen zu pushen, hin und wieder übernimmt auch Bassist Tony Veetas (außerdem zuständig für die Backing Vocals, bei „Blood Of Oceans“ in der Strophe sogar für den Leadgesang) diese Aufgabe.
Im Mittelpunkt steht logischerweise die aktuelle Platte „Memento Mori“, die mit dem stampfenden, aber ebenso progressiven „Sanctimony“, dem wuchtigen Opener „Black Unicorn“ sowie dem erwähnten, zum Ende hin epische Ausmaße annehmenden „Blood Of Oceans“ repräsentiert wird. Mit „Pyromancer“ und „Hollow Mountain“ stehen auch ein paar ältere Nummern auf dem Programm – doch so oder so scheinen die Jungs in jedem Fall die richtige Wahl getroffen zu haben, denn zum Ende hin wird es doch deutlich voller und die Resonanz euphorischer. Auch nach dem Gig hört man nur Positives („die Jungs haben richtig Spaß gemacht“ und ähnliches), und anhand des breiten Grinsens der Bandmitglieder, als sie sich nach dem letzten Song und einer guten Dreiviertelstunde Spielzeit mit einer Verbeugung verabschieden, ist zu erkennen, dass sie ebenfalls zufrieden mit dem Publikum sind. Schade nur, dass für den grandiosen Elfminüter „Sleeper’s Gate To The Galaxy“ vom superben „Delusions Of Grandeur“-Album keine Zeit ist.
Setlist:
Hollow Mountain
Firechild
Sanctimony
Black Unicorn
Pyromancer
Blood Of Oceans