Barren Earth
Als Barren Earth als Support für diese Tour bestätigt wurden, freute sich der Autor wie ein kleines Kind an seinem Geburtstag. Denn wenn man eine Formation seit ihren Anfängen verehrt, will man sie logischerweise auch unbedingt mal live sehen – doch da die Musiker allesamt noch in anderen Bands beschäftigt sind, ist dies im Falle Barren Earth keine Selbstverständlichkeit und so ergab sich für meine Wenigkeit bislang noch keine Gelegenheit hierzu.
Nun also ist es endlich soweit und es scheint, dass die meisten Anwesenden ebenfalls wissen, dass Shows dieser Truppe rar gesät sind und man die Möglichkeit beim Schopf packen muss, denn es bleibt ordentlich voll im Saal. Glücklicherweise ist der Sound deutlich differenzierter, auch wenn Keyboard und Gesang lauter sein dürften. Der Auftritt ist engagiert, wobei sich vor allem Bassist und Hauptsongwriter Olli-Pekka Laine eher cool gibt, wohingegen Frontmann Jón Aldará voll aus sich herausgeht und seinen beeindruckenden Wechselgesang zwischen Grabesgrowls und Engelsstimme mit pathetischen Gesten untermalt. Der Kollege hat richtig Bock, das ist zu jeder Sekunde spürbar.
Eine imponierende Leistung zeigt auch Leadgitarrist Kimmo Korhonen; der junge Mann hat zuletzt schon bei Waltari live ausgeholfen und auch heute vertritt er Sami Yli-Sirniö, der wohl wegen der anstehenden Kreator-Tour nicht am Start sein kann, und erledigt einen mehr als respektablen Job. Seine Soli sind zum Zungeschnalzen; besonders beim fantastischen Finale, dem Zwölf-Minuten-Epos „On Lonely Towers“, das einen Gänsehautschauer nach dem anderen, wenn nicht gar Rauschzustände auslöst, geht er voll aus sich heraus und soliert derart geil, dass es einem fast ergeht wie Dave Chappelle in „Half Baked“, als er das Riesen-Marihuanalager betritt.
Setlist-technisch beschränkt man sich überhaupt diesmal vorrangig auf die Alben Nummer eins und Nummer drei. Das nach wie vor grandiose Debüt wird erfreulicherweise unter anderem in Form des überragenden „Flicker“ repräsentiert, einer vielfältigen Komposition mit Folk-, Doom-, Prog- und Death-Metal-Elementen. Aber an sich gilt diese clevere Symbiose ja generell für das Schaffen der Truppe.
Ohne etwas gegen Wolfheart sagen zu wollen, aber das hier ist schon noch mal eine ganze Liga weiter oben, sowohl spielerisch als auch kompositorisch. Trotz der häufigen Komplexität des Songwritings wird vorne nach allen Regeln der Kunst gefeiert und auch Nichtkenner zeigen sich nach dem Auftritt beeindruckt. Am Merchstand gehen nach der Show jedenfalls auch hier jede Menge Shirts weg, hilfreich ist dabei allerdings, dass Frontsympathikus Jón Aldará (übrigens der einzige Nichtfinne unter den auftretenden Musikern heute, er stammt von den Färöer-Inseln, wie er nicht ohne Stolz auch während des Konzerts preisgibt) persönlich vor Ort ist (wie auch die Jungs von Wolfheart) und fleißig mit den Fans smalltalkt, signiert und für Selfies posiert.
Setlist:
Intro: From The Depths Of Spring
The Leer
The Dead Exiles
Set Alight
Flicker
A Shapeless Derelict
On Lonely Towers