Unter dem Banner „Rock Revelation Tour 2014“ tingeln derzeit Grand Magus, Audrey Horne, Zodiac und The Vintage Caravan durch Europas Clubs. Ein interessantes und vielfältiges Package – alle Bands haben als gemeinsamen Nenner guten, alten, klassischen Rock und doch klingen alle vier sehr unterschiedlich. Während Grand Magus mit ihren mächtigen, erhabenen Riffs in die Doom- und Heavy-Metal-Ecke tendieren, warten Audrey Horne mit melodischen Klängen und reichlich Twingitarren à la Thin Lizzy auf; Zodiac haben sehr viel Blues in ihrem Sound, die Jungspunde von The Vintage Caravan hingegen zocken lupenreinen, energiegeladenen Heavy Rock.
The Vintage Caravan
Die drei Jungs aus Island zählen jeweils kaum mehr als 20 Lenze, treten jedoch derart souverän auf, dass man meinen könnte, sie stünden schon seit Jahren auf der Bühne. Dass der Branchenriese Nuclear Blast das Trio schon beim ersten Album unter Vertrag genommen hat, sagt allerdings dann doch jede Menge – hier ist eine wirklich hoffnungsvolle Newcomer-Combo am Start. Wie die Derwische wirbeln die Kerle über die Bretter, ständige Positionswechsel inbegriffen. Hauptsächlicher Blickfang ist Sänger und Gitarrist Oskar, der seine amtliche Matte headbangend durch die Gegend schwingt und so das Publikum, das zu der frühen Stunde natürlich noch nicht so zahlreich vorhanden ist, gut anheizt. Der Saal dürfte vielleicht zu einem Drittel gefüllt sein, doch die Beifallsbekundungen werden von Song zu Song deutlicher – auf jeden Fall nicht schlecht für eine so junge Band, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere steht.
Schade, dass der Sound nicht wirklich optimal ist: Der Bass ist – ein ebenso häufiges wie unsägliches Phänomen auf Rockkonzerten – wieder einmal viel zu laut und dröhnend und lässt Gitarre und Gesang etwas untergehen. Im Laufe des Gigs bessert sich dies zwar, beim Klampfensound allerdings quietschen immer mal wieder einige fiese Rückkoppler auf. Dennoch ein toller Auftritt, laut Oskar der erste, den die Isländer in Hamburg absolvieren. Das will man natürlich gerne in Erinnerung behalten und so fordert der Frontmann das Publikum vor dem letzten Song dazu auf, näher zu kommen und die Arme in die Höhe zu stemmen, denn man wolle noch ein Foto von allen machen.
Auch auf den Merchstand macht er aufmerksam, da sei man „in fünf Minuten“, also quasi direkt nach dem Gig anzutreffen. Selbiger wird mit dem Song „Cocaine Sally“ beschlossen (großartiger Titel), das mit seinen kurzen Breaks ein bisschen an „My Generation“ von The Who denken lässt. Hier bauen die Jungs sehr clever unterhaltsame Solowechselspielchen zwischen Gitarre und Bass sowie Gitarre und Schlagzeug ein und letztlich darf der Drummer auch noch mit einem eigenen kleinen Alleingang ran. Und all das locker-flockig und so cool und souverän, dass man den Augen nicht traut, wie jung diese Burschen noch sind. Eine sympathische und talentierte Kapelle, von der man garantiert noch einiges hören wird und die sich völlig verdient mehr als nur Anerkennungsapplaus abholt!
Setlist:
Craving
M.A.R.S.W.A.T.T.
Expand Your Mind
Let Me Be
Cocaine Sally