Morbid Angel
Den undankbarsten Job des Festivals haben wohl sicherlich Morbid Angel. Nach zwei Tagen Tortur für die Beine ist wohl jeder dankbar, wenn der Headliner des zweiten Abends Geschichte ist und man es sich im Auto, Hotel oder auch zu Hause gemütlich machen kann. Für viele war der große Headliner Arch Enemy, keine Frage. Und somit ist es nicht verwunderlich, dass nach Ende des Gigs der Death-Metaller viele fast fluchtartig die Halle, die eh heute noch nie so richtig voll war, verlassen. Hinzu kommt noch die relativ späte Uhrzeit. Die erste Band hat um zehn Uhr morgens das Spielen begonnen und der Beginn des Morbid Angel-Gigs ist für 0:30 Uhr angesetzt.
Die leidtragenden bekommen von dieser Entwicklung schätzungsweise vorerst gar nichts mit. Als sie die Bühne betreten, sind noch geschätzte 400 Personen in der Halle und die haben sich noch gut verteilt. Konkret bedeutet das, dass sich direkt vor der Bühne vielleicht 150 Zuschauer versammelt haben. Der Rest steht an den Bierständen, sitzt im Bistro oder treibt sich sonst wo rum.
Das ist grundlegend erst einmal sehr schade, denn alle, die inzwischen gegangen sind, verpassen einen gnadenlos geilen Gig einer wahren Death-Metal-Legende. Und nicht nur das: Die Band hat auch noch einen gnadenlos geilen Sound.
Die Setlist liest sich wie ein „Who is Who“ der Death-Metal-Songs. Egal ob „I Am Morbid“, „Angel Of Disease“, „Where The Slime Live“ oder auch „God Of Emptiness“, Morbid Angel packen alles aus, was möglich ist.
Eines ist allerdings als sehr positiv zu bewerten: Die Fans, die sich vor der Bühne versammelt haben, sind auch voll dabei. Eine kleine Meute, die voll abgeht, macht aus Sicht der Musiker bestimmt mehr Spaß als eine große Menschenmenge, die keinerlei Reaktionen zeigt.
Und so ist es nicht sehr verwunderlich, dass Morbid Angel durchaus ihren Spaß zu haben scheinen, wenn das Konzert auch ziemlich durchgeprügelt wird.
Im Großen und Ganzen betrachtet kann man den Auftritt durchaus als gelungen ansehen.
Setlist:
- 1. Immortal Rites
- 2. Fall From Grace
- 3. Rapture
- 4. Day of Suffering
- 5. Blasphemy
- 6. Maze of Torment
- 7. Existo Vulgoré
- 8. Nevermore
- 9. I Am Morbid
- 10. Angel of Disease
- 11. Lord of All Fevers and Plague
- 12. Where the Slime Live
- 13. Blood on My Hands
- 14. Bil Ur-Sag
- 15. God of Emptiness
- 16. World of Shit (The Promised Land)
- 17. Sworn to the Black
- 18. Chapel of Ghouls
Das zweite Christmas Metal Festival konnte am ersten Tag den Erfolg des vorangegangenen Events noch toppen, am Samstag sah die Sache dann ganz anders aus. Das Konzept, zwei Festivals innerhalb zwei Wochen in nicht einmal zweihundert Kilometern Entfernung zu veranstalten, scheiterte ganz primitiv an der Menge der Fans. Die allerwenigsten konnten oder wollten sich beide Veranstaltungen leisten. Vor allem weil sich das Einzugsgebiet der beiden Veranstaltungen sehr überschnitt, nahmen sich die Veranstalter auch selbst die Gäste weg.
Die Festivals waren großartig, keine Frage. So viele hochkarätige Bands auf einen Haufen bekommt man unbestritten nur sehr selten präsentiert. Damit blieb das Orgateam seinem Motto „Klasse vor Masse“ treu. Doch die Masse war auch nicht zu verachten. Ob es allerdings Sinn macht, bereits ab zehn Uhr die ersten Bands spielen zu lassen, bleibt eine andere Frage.
Inzwischen steht anscheinend fest, dass für das angebrochene Jahr aufgrund der schlechten Verkaufszahlen in Geiselwind das Open Air im Sommer und eines der beiden Christmas Metal Festivals ausfallen werden. Das ist eine bittere Pille, gerade das Open Air war eine bewundernswerte Veranstaltung.