Wieder hat es ganze vier Jahre gedauert, bis Blind Guardian mit einem neuen Album aus dem Quark gekommen sind, doch das Endresultat ist in Form von „At The Edge Of Time“ erneut äußerst beeindruckend ausgefallen und schlägt den Vorgänger „A Twist In The Myth“ um Längen. Dementsprechend war es auch im Jahr des deutschen Sommermärchens das letzte Mal, dass der Verfasser dieser Zeilen die Krefelder das letzte Mal live bewundern durfte – damals gab die live zum Sextett aufgestockte Band sogar gleich zwei Konzerte direkt hintereinander in der Hansestadt, die mit etwa 25 Euro (jeweils, versteht sich) deutlich günstiger waren als am heutigen Tag, wo der geneigte Fan mit 42 Piepen schon deutlich tiefer in die Tasche greifen muss. Dieser heftige Preisanstieg dürfte wohl aber auch mit der Location zusammenhängen, da man nicht wie damals in der Markthalle nahe dem Hauptbahnhof zockt, sondern in der wesentlich größeren Alsterdorfer Sporthalle. Das ist sicherlich nachvollziehbar, Blind Guardian sind schließlich eine große Nummer und haben diesmal als optische Unterstützung außerdem eine große Leinwand hinter sich platziert, die nicht in eine kleine Location wie die Markthalle gepasst hätte; allerdings ist die Sporthalle in akustischer Hinsicht wiederum noch nie eine gute Wahl gewesen – das Gebäude wurde ursprünglich aber auch nicht für musikalische Zwecke, sondern logischerweise für sportliche errichtet.
Steelwing
Sei’s drum, die Vorfreude schmälert das natürlich keineswegs; doch bevor Hansi Kürsch und Co. die Bühne stürmen, performen noch die schwedischen Nachwuchs-Metaller und Spandexhosen-Fans von Steelwing, die gerade Anfang des Jahres ihr Debüt „Lord Of The Wasteland“ veröffentlichten, welches ziemlich gute Kritiken einheimsen konnte. Der Fünfer spielt eine Mischung aus NWOBHM und Power Metal à la Hammerfall oder Helloween; originell ist sicherlich etwas anderes, doch muss man zugeben, dass die Jungs auf der Bühne eine gute Figur abgeben. Zwar ist der Zuschauerraum bislang noch sehr überschaubar gefüllt, doch der stilecht mit einem Eddie-Tattoo auf dem Arm ausgestattete Frontmann Riley gibt sich alle Mühe, die paar versammelten Nasen zum Mitmachen zu animieren. Es dürften eher wenige Anwesende die Texte der Band drauf haben (lediglich in den vorderen Reihen feiern ein paar amtlich ab), aber das soll einen nicht davon abhalten, die Matte zu schütteln und das Zeichen des Gehörnten in die Lüfte zu stemmen.
Wie gesagt, innovativ ist das nicht, was die Schweden spielen, andererseits ist NOWBHM-mäßige Mucke wieder mächtig angesagt und allein bei dem Bandnamen weiß man schließlich, was einen erwartet. Das Quintett agiert für solch eine junge Band außerdem souverän und der Stimmumfang des Sängers ist beeindruckend. Die Eierkneifer-Vocals sind natürlich nicht jedermanns Sache, doch Respekt muss man vor der Leistung definitiv haben. Mit „Roadkill (Or Be Killed)“ hat die Combo außerdem noch einen richtig fetten Mitgröler am Start, so dass man nur sagen kann: Alles richtig gemacht! Von den Jungs hört man bestimmt noch so einiges.