An einem sonnigen Abend Ende September soll es also so sein, dass Behemoth, Aborted, Helrunar und Sworn auf der Bühne des Essener Turock spielen. Sonniger Tag und dann noch eine Kirche in unmittelbarer Nähe zur Location … Ein gewisses schelmisches Lächeln könnte einen überkommen angesichts dieser Widersprüche, aber sei´s drum … So macht der Tourtross also auch im Ruhrpott Halt, denn auch hier im Westen wollen viele Fans unter anderem auch die Songs live on Stage performt sehen, die auf Behemoth´s aktuellen, genialen Album „The Apostasy“ zu finden sind. Und genau da muss natürlich auch The Pit mit dabei sein, keine Frage.
Dass die Norweger Sworn mit ihrem Gig nicht zur geplanten Zeit beginnen, liegt sicherlich auch an dem doch recht zähflüssigen Einlass.
Der unmittelbare Beginn des Gigs der Melodic Black Metaller geht uns leider durch die Lappen, bedingt durch das Interview mit Behemoth´s Nergal, welches hier bei uns natürlich auch zu lesen sein wird. Zurück aus den Katakomben des Turock hat die Show der Jungs gerade schon begonnen.
Dabei haben die fünf Jungs nicht den vollen Platz der Bühne zur Verfügung, denn vor dem Drumkit von Behemoth, das auch Aborted nutzen werden, ist ein weiteres Schlagzeug aufgebaut, auf welchem Sworn und anschließend Helrunar spielen werden.
Man kann den Jungs heute ein uneingeschränkt guten Job attestieren. Die Reaktionen im Publikum sind gut angesichts dessen, dass wohl kaum einer der Anwesenden die Songs des Albums „The Allivation“ kennt und dafür, dass die Jungs den heutigen musikalischen Reigen eröffnen. Vielleicht haben auch ein paar der Anwesenden Disparaged auf der Bühne erwartet, denn Sworn sind ja für die schweizer Death Metaller ersatzweise eingesprungen.
Es macht Spaß, Christoffer Kjørsvik und Gøran M. Hope bei ihren Gitarrensoli zuzuschauen.
Die Songs ihres Albums „The Allevation“ spielen die sympathischen Jungs allesamt durchweg routiniert runter und haben sicher nicht nur mir Appetit gemacht, die eigene CD-Sammlung um ebendieses Werk zu erweitern.
Zum Ende ihres 30-minütigen Sets gibt es dann in Form von „Night´s Blood“ ein Cover ihrer Landsmänner Dissection. Dem Publikum gefällt´s und ich kann nur sagen, dass sie ihren Job als Opener sehr gut auf die Bretter gelegt haben.
Setlist Sworn
1. The Alleviation
2. Vivid Visions
3. Silhouettes of a Broken World
4. The Beauty of my Funeral
5. Night's Blood (Dissection cover)
Kommen wir nun zu dem Wort „sympathisch“, das ich bei Sworn in positiver Weise erwähnt habe und bringen wir das nun einmal in Zusammenhang mit der nächsten Band des Abends, der „Heilsbringer im Melodic Pagan Metal“ namens Helrunar, wie es so oft hier und da mal anklingt.
Ich kann mir nicht helfen, aber es scheint fast so, als ob ein kleines bisschen von der zuvor recht guten Stimmung bei Sworn während des Gigs der vier Herren flöten gegangen wäre. Zudem lässt die Ausstrahlung der Herren – zumindest auf mich als weibliches Wesen – doch erheblich zu wünschen übrig. Will heißen, dass mir das alles da auf der Bühne nun so gar nicht schmecken will. Okay, bei dieser Art von Mucke soll man auch nicht happy grinsend durch die Gegend laufen, aber hier spielt noch irgendwas anderes mit rein … ich kann´s nicht beschreiben, aber ich kann mich hierfür absolut nicht erwärmen …Und quasi als Bestätigung meines Eindrucks sehe ich, wie ein paar Fans im Publikum vor mir auch immer wieder auf ihre Armbanduhren schauen, wann das denn dann bald alles endlich vorbei ist.
Nun gut, zur Musik: Gestartet wird die Setlist mit „Frostnacht“ und spätestens bei „Älter als das Kreuz“ waren die Fans der Band vor der Bühne voll in ihrem Element. Natürlich darf auch der ein oder andere Song ihres kommenden Albums „Baldr ok Íss“ nicht in ihrer Setlist fehlen. Auffallend ist hier, dass das neue Material ganz schön viel schneller sein wird. Aber mehr wird an dieser Stelle nicht verraten …
Ich kann nicht verhehlen, dass ich froh bin, als ich nach 30 Minuten dem Ziel des Abends wieder ein Stückchen näher gekommen bin, denn die Herren können mich nicht überzeugen, weder mit ihrer Musik noch mit ihrem Auftreten.
Eine Pause samt Soundcheck später gibt es eine Lektion in Sachen belgischem Gore Grind mit einem gewaltigen Schuss an Power und Explosivität.
Sänger Sven De Caluwe wagt gleich zu Beginn ihres ersten Songs einen Jump herunter von der Bühne mitten in die Menge vor der Bühne, die sicher genauso wenig mit so etwas gerechnet hätte wie ich selbst.
Im weiteren Verlauf des Gigs der Jungs konnte man schon sehen, dass die früher zusammen bestrittene Tour der Belgier mit den Dänen von Hatesphere auf Sven abgefärbt zu haben scheint, da sein Bühnenacting doch einige Parallellen zu dem von Jacob aufweist. Klasse anzusehen, diese Power, die er ausstrahlt, wenn er die Fans vor der Bühne geradezu anzuschreien scheint. Ebenso klasse anzuschauen ist es, wenn Gitarrist Sebastien Tuvi seine beeindruckende Mähne lüftet und auch dann, wenn er seine Soli zockt, kann er vollstens punkten.
Die Jungs machen auf der Bühne dermaßen mächtig Druck, dass im Verlauf ihrer Gigs die Meute im Turock mächtig aufgeheizt wird. Auch zu sehen an dem amtlichen Moshpit und an einer Wall Of Death, die man sich vom Rand aus gern mal anschaut. Die Reaktionen des Publikums sind sehr gut und mich haben die mit ihrem derbe nach vorne knüppelnden Material genauso überzeugt wie mit ihrem erstklassigen Stageacting.
Granatenstarker, schweißtreibender Auftritt der Belgier, die vollstens zu überzeugen wissen!
Nach einer Umbaupause, in welcher sich die Spannung und Vorfreude unter den Anwesenden im Turock nahezu ins Unermessliche zu steigern scheint, betritt der Meister des Drumkits himself, Inferno, sein Drumkit zum letzten Soundcheck und wird schon beim Betreten der Bühne von den Fans bejubelt.
Die letzten Deko-Elemente werden angebracht und das Licht wird gedimmt … es ist endlich soweit … die Meister aus Polen betreten endlich die Bühne. Erst werden die Anwesenden mit dem Intro der aktuellen Scheibe akustisch eingestimmt auf das, was da jetzt auf sie zukommt, nur um dann von dem Hammersong "Slaying The Prophets Ov Isa" richtig in den Arsch getreten zu werden. Auch "Antichristian Phenomenon" verfolgte seine Wirkung nicht, noch dazu, weil Orion quasi direkt vor meiner Nase seinen Bass nahezu perfekt und verdammt klasse spielte. An dieser Stelle möchte ich nochmal auf die technische Klasse der vier Polen hinweisen, die technisch aber so was von versiert sind, dass es einfach eine Augen- und auch Ohrenweide ist, sie live on Stage zu erleben.
Wieder zurück zu den präsentierten Songs: Auch "Demigod" wird von den Fans ebenso abgefeiert wie „Christgrinding Avenue“, das von Frontmann Nergal wie folgt angekündigt wird: „Behemoth is all about love and peace…“. Na, wenn er da mal nicht den ein oder anderen Fan anregt, an was anderes zu denken angesichts der Sticker an seiner Klampfe und auch an Orions Tieftöner, der da besagt „I love Vagina“… naja, lassen wir das mal, jedenfalls ist auch dieser Song ein absoluter Volltreffer, denn er wird vom Publikum dankend angenommen, um die Band weiter abzufeiern. Nur schade, dass die Jungs nach fast jedem Song an den Bühnenrand entschwinden, um sich den Schweiß abzutrocknen und etwas zu trinken, denn dies nimmt dem Ganzen ein wenig die Dynamik.
Inferno bietet den Fans ein Drumsolo, das sich gewaschen hat und flugs geht es auch schon weiter mit „Slaves Shall Serve“, das jeder im Turock zu kennen scheint, denn aus unzähligen Kehlen hört man den Text des Refrains.
Sogar an einen Wechsel der Backdrop hat man gedacht, denn nach der indischen Göttin Kali, die das Cover der aktuellen „The Apostasy“ ziert, wird im weiteren Verlauf des Gigs kommt der Goathead des "Zos Kia Cultus"-Covers zum Einsatz.
Bei dem Song "Chant For Eschaton" trägt Nergal dann eine Maske und danach legen die Jungs nach und nach ihre martialischen Uniformen ab und Nergal gießt sich Kunstblut über seinen Schädel. Behemoth-Fan, was willst Du mehr?
Nach ungefähr 70 Minuten, in denen wir die Polen erleben dürfen, spielen die Jungs dann ihre Zugabe. Und hier scheiden sich die Geister: Nergal und seine Jungs spielen als Zugabe den Song „I Got Erection“ von Turbonegro. Manche finden das großartig. Ich für meinen Teil finde allerdings, dass eine solche Größe wie Behemoth es nun wirklich nicht nötig habt, einen solchen Songs zu spielen, haben sie doch Unmengen an erstklassigen Songs in ihrem eigenen Repertoire … Und in das Gesamtbild dessen, was Behemoth verkörpern, passt ein solcher Song dann auch nicht. Ich persönlich hätte mir ja „At The Left Hand Ov God“ gewünscht….
Was dann aber noch erschreckender ist, ist, dass nach ebendiesem Song die Jungs trotz Zugabe-Rufen von der Bühne .. ja, regelrecht gehetzt werden.
Ich finde, 70 Minuten für eine solche Band sind definitiv zu wenig. So mancher Fan steht dann wie wir noch vor der Bühne, ungläubig, dass es das jetzt definitiv gewesen sein soll …