Avantasia laden nach Lichtenfels in die Stadthalle. Zuletzt hat die Band im Jahr 2010 hier die Mauern in Schutt und Asche gelegt. Diese Abrissfeier haben weder die Band noch die Zuschauer vergessen und so ist es kein Wunder, dass kurz vor Beginn des Konzerts eine ellenlange Schlange an potentiellen Besuchern vor der Halle auf Einlass wartet. Gerade rechtzeitig, bevor es zu regnen beginnt öffnen die Tore und die Halle darf betreten werden.
Die Bühne steht rechts vom Eingang in der großen Halle. Sie ist groß dimensioniert, aber die Beleuchtung hängt bedingt durch das Schrägdach der Halle sehr niedrig und die Bühne selber ist auch nicht gerade hoch. Vor allem die weiter hinten stehenden bekommen diese Umstände stark zu spüren. Die Beleuchtung blendet oft extrem und von den Musikern bekommt man selbst als groß gewachsener Mensch oft nur einen Kopf oder nicht mal mehr den zu sehen.
Der Sound ist der Stadthalle entsprechend. An jedem Punkt in der Halle verhält er sich völlig anders. An einer Stelle kann er beinahe perfekt sein und ein paar Meter weiter hört man wieder nur noch Brei. Am schlimmsten ist es oben auf der Tribüne. Dort klingt es, als würde jemand mit einer Schaufel auf einen leeren Kunststofftank, in dem sich jede Menge lose Stahlkugeln befinden, schlagen. Trotzdem ist die Tribüne voll besetzt. Das muss sie auch sein, denn das Konzert ist beinahe ausverkauft. Ungefähr 2000 Leute sollen sich innerhalb der Location befinden, wie Tobi zu berichten weiß.
Nebel wabert über die Bühne und plötzlich wird es dunkel in der Halle. Dieses Fehlen von Licht wird begleitet von einem erheblichen Plus an Lautstärke. Nun schreien die Fans nämlich aus vollem Hals. Das Geschrei wird noch größer, als die Musiker hinter einem Lichtgewitter Stellung beziehen und das Konzert mit „Spectres“ seinen Anfang nimmt.
Der wuchtige Sound von Avantasia trifft logischerweise den Nerv der Anwesenden. Mit viel Einsatz wird mitgesungen, mitgeklatscht und vor allem gefeiert. Der Konzertabend wird ein Fest – ob er will oder nicht. Bis „Black Orchid“ wird erst einmal am Stück durchgezogen. Danach begrüßt Tobias kurz die Fans und „Reach Out For The Light“ wird das erste Stück, dass nun wirklich jeder in der Stadthalle kennt.
Die Bühne ist klar gegliedert. Rechts hinten befindet sich das Keyboard, in der Mitte hinten steht die Schießbude, links der Backgroundsänger und die Backgroundsängerin Amanda Somerville. Sobald einer der Hintergrundmusiker einen tragenden Teil übernimmt, tritt er nach vorne und steht augenblicklich im gleißenden Scheinwerferlicht. Gastmusiker gibt es nicht gerade wenige auf der Tour. Neben Mr. Big – Frontmann Eric Martin kann Tobias Sammet natürlich noch so einige mehr auffahren. Michael Kiske ist dabei, Kai Hansen auch, Amanda Somerville singt auch viele Soloparts.
Das Konzert bildet sich nach und nach zu einem wahren Erlebnis aus. Die ganz großen Momente des Abends bilden das grandiose „The Story Ain’t Over“, in dem vor allem Amanda Somerville überzeugt, „Stargazers“, „Lost In Space“ und das komplett ausgespielte „The Seven Angels“.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die größte Stärke des Abends auch gleichzeitig die größte Schwäche ist – die lange Spielzeit. Avantasia zimmern tatsächlich über drei Stunden ihrer genialen Musik in die Halle. Nicht wenigen Fans wird das zu fortgeschrittener Stunde zu anstrengend. Allerdings beklagt sich niemand über die wirklich fette Leistung der Musiker, die diesen Marathonlauf auf der heißen Bühne ohne offensichtliche Schwächen routiniert durchziehen. Hier muss man ehrlichen Respekt anmelden. Ein weiterer Pluspunkt ist der gute Sound aus den Boxen. Leider erreicht er nicht überall alle Zuhörer in gleicher Qualität. Dafür können die Techniker aber nichts. Die Halle lässt es einfach nicht zu, dass der Sound flächenmäßig besser rüberkommt. Das finale und garantiert nicht unwichtigste Kriterium sind die ganzen Akteure auf der Bühne. Tobias Sammet schafft es immer wieder einen Trupp aus völlig Musikverrückten zu rekrutieren. Diese scheinen dann auch komplett vom Projekt eingenommen zu sein. Wie auch immer, ein Auftritt von Avantasia bleibt etwas ganz besonderes. Viele, ja sehr viele Besucher des Konzertes werden der gleichen Meinung sein.
Setlist:
- Spectres
- Invoke The Machine
- Black Orchid
- Prelude
- Reach Out For The Light
- Breaking Away
- The Story Ain't Over
- The Great Mystery
- Scales Of Justice
- What's Left Of Me
- Promised Land
- Sleepwalking
- The Scarecrow
- Stargazers
- Farewell
- Shelter From The Rain
- In Quest For
- The Wicked Symphony
- Lost In Space
- Savior In The Clockwork
- Twisted Mind
- Dying For An Angel
- The Seven Angels
- Avantasia
- Sign Of The Cross