The-Pit.de: Oder auch dem Stoff von Vanden Plas.
Andy: Ganz genau. Ich glaube, dass es eine Win-Win-Situation für alle Parteien ist. Das war mir natürlich in der Form im Vorfeld gar nicht bewusst, weil ich einfach wusste, wie groß Hohlbein ist und dass er an solchen Sachen überhaupt Interesse hat, aber es ist tatsächlich so, dass Leute, die 40 Millionen Bücher verkaufen, heutzutage immer noch gucken, wo neue Märkte sind, auch wenn die Märkte vermeintlich kleiner sind. Für die ist das noch eine Möglichkeit, weiter zu expandieren.
The-Pit.de: Jetzt steht ja Hohlbein ab und zu in der Kritik, dass er manchmal zu sehr von anderen inspiriert wurde. Ist das etwas, womit ihr euch beschäftigt habt, oder ist das eher egal?
Andy: Klar, jeder steht irgendwann mal in der Kritik, wir selbst haben damals mit „The God Thing“ bei den großen Gazetten in der Kritik gestanden, weil wir als Plagiat von Dream Theater abgetan wurden und zehn Jahre später in einem großen Special bei dem gleichen Magazin wurde genau diese Scheibe als eine der Top 100 Progressive-Platten, die jemals gemacht wurden, gefeiert. Ich weiß es nicht ganz genau. So lange man nicht klaut, finde ich, dass man sich inspirieren lassen gar nicht irgendwo steuern kann. Ich unterstelle prinzipiell gar niemandem, dass er so etwas extra macht, weil ich einfach denke, dass ein Künstler, der schon so viel wie er gemacht hat, es nicht nötig hat, wirklich zu klauen. Sieh mal, wie viele Bücher hat er geschrieben? Dass man dann irgendwo überkreuz liegt mit einem Thema, das ist ja fast gar nicht auszuschließen. Aber wir beschäftigen uns damit gar nicht, genauso wie wir uns mit unseren schlechten Kritiken nicht beschäftigen, wir versuchen hier gemeinsam ein neues Projekt zu machen. Am Anfang habe ich abgeraten, da man 13 oder damals zwölf Bücher unmöglich auf die Bühne stellen kann, weswegen jetzt die Chronik in einem Buch zu einem Bühnenstück geschrieben wird. Da war er über die Aussage nicht so glücklich, aber ich habe noch mal nachgehakt und mir Gedanken darüber gemacht, wie man es vielleicht doch machen könnte. Diese Idee hatte er aufgenommen und gemeint, dass sie so gut sei, dass er dann ein Buch zum Stück mache, und ich kann sagen, dass dieses Buch auch komplett neue Wendungen hat und trotzdem Hohlbein ist. Ich denke, dass wir da schon an etwas ganz Neuem und Außergewöhnlichem basteln, was für Vanden Plas-Fans etwas Neues bietet und auch Hohlbein-Fans neue Aspekte dieser Geschichte, die sie vielleicht schon kennen, bekommen.
The-Pit.de: Jetzt scheint es so, dass ihr viel weiter in das Projekt involviert seid als die rein musikalische Umsetzung. Was kommt noch dazu?
Andy: Es ist tatsächlich so, dass wir viel weiter involviert sind. Man muss erst grundsätzlich trennen: Die Musik schreiben Günter Werno (unser Keyboarder), Stephan Lill (Gitarre) und ich gemeinsam. Wir haben dann, nachdem klar war, das wir den Zuschlag bekommen, da mussten ja erst noch Verträge gemacht werden, weil man ja nicht mit der Arbeit anfängt und dann das Ganze vielleicht nicht funktioniert, so gab es also erst Vorverträge mit der Hohlbein-Company. Da war ich der Kapitän und habe dann die Chance gehabt, im Grunde in einem halben Jahr an ein Theater anzudocken und zu gucken, ob irgendein Theater überhaupt Interesse hat. In dem Moment, wo das Pfalztheater gesagt hat, dass sie es unter bestimmten Konditionen machen würden, da habe ich die beiden Parteien zusammengeführt. Da haben sie dann ihre Sachen ausgehandelt, und ab dem Moment, als das unterschrieben war, ist man sich als Künstler auch sicher: Ok, ich arbeite da jetzt nicht blind rein. Dann haben wir angefangen zu arbeiten, seitdem hocken wir zusammen. Normalerweise kann ich dir sagen, dass es aus den Erfahrungswerten her eineinhalb Jahre braucht. Und da ist schon ziemlich Druck. Es ist sehr wertvoll, überhaupt eine Planstelle zu bekommen, wo man sagen kann, dass man ein neues Stück aufführen kann, weil die Theater sehr lange im Voraus planen. Wir haben dann nur eine Planstelle bekommen, die glücklicherweise freigeworden ist, wo es hieß: Ok, in einem Dreivierteljahr ist Start von dem Ding. Das ist natürlich ein Unterfangen für einen Full-Time-Job. Wir können also sonst nichts mehr machen. Ich bin am meisten involviert und wir schreiben zum Teil 16 Stunden am Tag an der Sache rum, Günter und Stephan sicherlich auch acht Stunden pro Tag, um das Dingen überhaupt auf die Bühne zu stellen. Wir drei sind also im Grunde für die Musik zuständig und ich tauche aber noch weiter ein. Ich schreibe das Libretto, habe also das Szenario zusammen mit Hohlbein und Dieter Winkler zusammen entwickelt, dann haben wir auch entschieden, dass wir gemeinsam das Libretto entwickeln, da hocken wir jetzt dran. Und da ist umgekehrt die Band mit involviert, weil die natürlich auch den Input Libretto bekommen, gerade Günter, denn selbst, wenn die Songs fertig sind, hat Günter die Aufgabe, die Arrangements mit dem Orchester und den Chören zu unterstützen, wie an eine Art Filmmusik daran zu gehen, und da hängt natürlich jeder viel, viel tiefer mit drin als bei einer Geschichte, wie wenn man als Band gebucht wird, die nur Hohlbein spielt.