Keine Band polarisiert derzeit so stark wie die Niederländer The Devil's Blood. Natürlich wird es auch über den zweiten Longplayer „The Thousandfold Epicentre“, der just erschienen ist, ein geteiltes Echo geben, fest steht allerdings: Die Band stagniert keineswegs, sondern hat sich mit dem neuen Album klar weiterentwickelt. Noch ritueller, noch bombastischer, noch ausgefeilter sind Songs und Arrangements geworden und zumindest der Verfasser dieser Zeilen kann die armen Seelen nur bedauern, die die Großartigkeit dieser Musik nicht zu erfassen in der Lage sind. Auch über das, was Bandkopf Selim Lemouchi aka SL im folgenden Interview ablässt, werden (wie auch schon bei der Korrespondenz von vor zwei Jahren) einige nur den Kopf schütteln, andere werden lachen, wieder andere werden seine nicht gerade leicht nachvollziehbare Philosophie zumindest interessant finden. Er selbst betont bei Fragen zu seinem antikosmischen Satanismus stets, man solle sich mit seinen Lyrics und den entsprechenden Büchern selber befassen, um sich ein eigenes Bild machen zu können und seine eigene Interpretation zu kreieren. In diesem Sinne soll sich auch jeder selbst ein Bild von den Antworten, die er gegeben hat, machen, und für sich entscheiden, was er davon hält.
The-Pit.de: Hi SL, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Album des Jahres. Für mich ist „The Thousandfold Epicentre“ sogar noch besser als „The Time Of No Time Evermore“, das ebenfalls bereits großartig war. Meiner Ansicht nach ist die neue Scheibe noch bombastischer als die erste geworden, obgleich ihr die Vocals weit weniger gedoppelt habt, doch wahrscheinlich rührt dieser Eindruck von den unglaublichen Gitarrenarrangements und den Orchesterparts her. Außerdem funktioniert „The Thousandfold Epicentre“ mehr als ein Ganzes verglichen mit dem Debüt, wo die Songs mehr für sich standen. Siehst du das auch so, und welche musikalische Entwicklung habt ihr in den letzten zwei Jahren genommen, um diese Platte umzusetzen?
SL: Ich denke, wir sind alle bessere Musiker geworden, da wir fast permanent Musik machen und wie die Wahnsinnigen proben. Auch meine persönlichen Fähigkeiten als Songwriter und Kanalisierer der Inspiration mögen sich seit dem letzten Mal verbessert haben. Der hauptsächliche Unterschied ist jedoch, dass dieses Album in elf Monaten geschrieben wurde, während das vorige in fast drei Jahren komponiert wurde. Dieser Unterschied macht es – wenigstens in meinen Ohren – zu einer sehr kohärenten Arbeit. Jeder Song ist sehr direkt mit den anderen verbunden, was eine ziemlich komplette Atmosphäre kreiert, welche dieses Album zu mehr macht als nur einer Kollektion von Songs.
The-Pit.de: Erzähl uns doch bitte etwas über die Kooperation zwischen dir und Hans Timmermans, der die Orchesterparts arrangiert hat.
SL: Hans kam während der Pre-Production-Phase an Bord. Wir haben uns hauptsächlich mit Gitarren und Klavier zusammengesetzt, um herauszukriegen, welche von mir geschriebenen Teile sich für Orchester eignen und wie sie in dieser Form klingen sollten; außerdem, welcher Part für Streicher, welcher für Flöte usw. sein sollte. Das ging so eine Weile hin und her, bis wir für jeden Part eine gute Balance gefunden hatten – danach kam es lediglich noch darauf an, alles passend in die Ästhetik der Recording-Session einzubetten.
The-Pit.de: Sage doch bitte außerdem noch etwas zum Cover-Artwork, das – laut Booklet – von jemandem designt wurde, der es vorzieht, sich selbst „N(obody’s) Fool(0)“ zu nennen. Die Malereien sind sehr abstrakt und psychedelisch geworden. Wie geschah diese Zusammenarbeit?
SL: Nachdem ich die Demos für jeden Song auf dem Album beendet hatte, sendete ich sie umgehend zu dem Künstler, zusammen mit den Texten. Er hörte sich das an, las und interpretierte – und von diesen Interpretationen kamen seine Visionen und Träume. Daraus wiederum entstand das Artwork. Eine völlig freie Art zu arbeiten, die von großem Erfolg gekrönt war.