The-Pit.de: Lasst uns mal über das neue Album „Healed By Metal“ reden. Für meine Begriffe wieder ein bisschen melodischer, rifforientierter. Hat sich am Songwriting etwas geändert?
Chris: Ich denke, dass es noch ein bisschen mehr Achtziger-lastig ist als noch die „Return Of The Reaper“, was vielleicht ein bisschen auch durch die „Exhumation (The Early Years)“ beeinflusst worden ist. Als wir in Münster in den Proberaum und ins Studio gegangen sind, um die Songs zu schreiben, da haben wir uns gefragt: Was brauchen Grave Digger? Ein geiles Gitarrenriff und einen geilen Chorus. Danach haben wir eigentlich komponiert und ich denke, das hört man dem Album an. Es ist sehr einfach gehalten, aufs Wesentliche runterreduziert und bei den Liveshows werden die Leute genauso bei den neuen Songs zu 90 Prozent mitmachen wie bei den alten Songs. Das bestätigt uns eigentlich, dass wir richtig komponiert haben.
Axel: Der große Vorteil ist, dass wir das jetzt so lange machen, und da hat man schon gemerkt, was denn die Quintessenz von Grave Digger ist. Jetzt gerade bei dem letzten Album haben wir festgestellt, dass es überhaupt keinen Sinn macht, immer wieder Experimente zu machen, von denen du nicht genau weißt, ob sie dem Fan gefallen oder nicht. Das ist das Schöne beim Songwriting, man lotet immer ein bisschen rechts und links, wie weit man gehen kann, es bedarf aber bei uns nur zwei Sachen. Und die müssen aber so stark wie nur was sein. Wenn du dann mal deinen Weg gefunden hast, dann geht es halt darum, diesen Weg immer ein bisschen zu verbessern, vor allem aber zu manifestieren. Die Leute erwarten bei Grave Digger etwas und das kriegen sie von uns. Da werden wir in Zukunft auch keine Experimente machen, sondern immer den Leuten das geben, was sie haben wollen. Der Erfolg gibt uns recht. Höchster Chartsentry ever auf Platz 15, Konzerte besser besucht als beim letzten Mal, das sind dann alles so Dinger, wo man sagt: Okay, wir haben alles richtig gemacht.
The-Pit.de: Auf „Healed By Metal“ spielt ihr auch wieder mehr mit Klischees. Strahlt da auch vielleicht ein bisschen der Einfluss des Vorgängers ab?
Chris: Klar. Wir sind eine Band und haben nichts zu verlieren. Das ist einfach so.
The-Pit.de: Irgendwo habe ich gelesen, dass jemand schrieb: Mit dem ersten Album hatten sie eigentlich schon alles gesagt und seitdem machen Grave Digger nichts Neues.
Chris: Ja und? Das machen ja Saxon auch nicht anders. Eigentlich kann man ja besser gar nicht gelobt werden. Wir haben in diesem Moment mit dem ersten Album ein Trademark erschaffen, was jeder sofort erkennt, besser kann es doch gar nicht funktionieren. Wir reiten ja nicht darauf herum, sondern wir machen weiter einfach unser Ding. Wir machen unsere Musik, wir arbeiten mit unseren Klischees, wir dürfen das, weil wir einen Teil der Klischees geprägt haben und wir werden auch bei den nächsten Scheiben wieder Klischees einbauen, wir werden auch wieder einen Reaper auf dem Cover haben, aber das ist auch Grave Digger. Das ist eine Marke, die wir erschaffen haben, und wenn die Leute das so sehen, dann ist das doch geil.
Axel: Absolut. Was gibt es denn besseres als für eine bestimmte Musikrichtung, für einen Sound oder für eine bestimmte Art von Songs zu stehen und das zu perfektionieren. Davon träumt doch im Prinzip jede Band, dass du halt nur zehn Sekunden brauchst, denn sobald der Sänger den Mund aufmacht und du sofort weißt, welche Band das ist. Dann packst du die passenden Riffs da drunter und alle sagen: Das müssen Grave Digger sein. Das ist das beste, was dir passieren kann bei den Millionen, teilweise auch sehr guten Bands.
The-Pit.de: “Call For War“ habe ich mir mal rausgesucht, wovon ihr auch ein aufwendiges Lyric-Video gemacht habt. Wenn ich da an die früher eher puristisch gehalten Lyric-Videos denke...
Chris: ... ch war auch erstaunt, als ich das zum ersten Mal gesehen habe.
The-Pit.de: Wie ist da eure Herangehensweise zu betrachten? Früher hatte man ja immer eher auf ein richtiges Video gebaut.
Chris: Ich finde, das ist ein ganz guter Teaser. Ich muss dazu sagen, dass wir uns darum so gar nicht kümmern, sondern wir sind genauso überrascht oder enttäuscht wie der Rest der Welt, wenn das Dingen veröffentlicht wird. Wo wir uns schon sehr stark drum kümmern, das sind die normalen Videos. Ein Lyric-Video ist ein guter Albumteaser, ansonsten sagt mir das Format jetzt eigentlich nicht so viel.
Axel: Ja, kann ich mich eigentlich nur anschließen. Das ist im Prinzip ein schönes Marketinginstrument, um halt den Namen am Köcheln zu halten, aber man sieht es auch bei den Zugriffszahlen, dass man es einmal guckt, da fällt dann auch auf, wie aufwendig es ist und auch wir waren verwundert, wie dieser 3-D-Effekt zustande kam. Im Nachhinein weiß ich auch warum, Chris hatte den Machern auch separate Dateien vom Coverartwork zugeschickt, was natürlich wieder ein bisschen aufwendiger ist, als wenn du nur feste Bilder nimmst. Das richtige Video hat aber mehr Entertainment.