Die Gladbecker Grave Digger spielen in der Zeche Bochum quasi heimatnah, stellen live ihre neue Scheibe „The Clans Will Rise Again“ vor, und auch der neue Gitarrist Axel muss seine Grave-Digger-Live-Tauglichkeit bei Clubshows nachweisen. Viel mehr Gründe braucht man doch nicht, um sich mit der Frontröhre Chris an einen Tisch zu hocken, um ein paar Worte zu wechseln. So ging es dann für das The-Pit.de-Team direkt nach der Show in die Verlängerung und man traf auf einen völlig entspannten Bandchef. Das Band lief nicht, als er zu Protokoll gab, dass er sich regelmäßig die Seite anschaue und sich auf dem Laufenden halte
The-Pit.de: Die erste Frage ist ein wenig hypothetisch. Dreißig Jahre besteht ihr nun schon, ihr steht immer noch auf der Bühne, du bist auch schon fünfzig…
Chris: (mit einem Lächeln auf den Lippen)…fast. Noch nicht ganz.
The-Pit.de: Wie hätte deine Antwort ausgesehen, und kannst du nicht heute sagen: Scheiße, ich habe alles richtig gemacht?
Chris: Ich habe mit Sicherheit in der Karriere von Grave Digger auch Fehler gemacht, die mich auch einen Haufen Kohle gekostet haben. Aber zurückblickend sage ich natürlich: Klar, welche Band kann nach dreißig Jahren immer noch sagen, wir spielen hier vor 500, 600 Leuten in der Zeche Bochum, können eine eigene Tour fahren, eine Menge Spaß haben, und dann auch solch ein Konzert wie letztes Jahr in Wacken. Ich meine, wir sind eine glückliche Band. Ich hoffe, das hat man heute Abend einfach gesehen. Wir lieben das was wir machen, das macht uns Spaß, das macht uns Freude, und wir verstehen uns untereinander super, und ich hoffe, dass das noch zehn Jahre so weiter gehen kann.
The-Pit.de: Dabei hattet ihr Ende der Achtziger einen richtigen Hänger, den man jetzt nicht ganz verschweigen kann, aber danach ging es dann trotz einiger Personalwechsel doch erfolgreich weiter.
Chris: Wir haben aus den Fehlern gelernt, und natürlich hast du immer einmal Personalwechsel dabei. Am Anfang waren es immer die Schlagzeuger und Bassisten, jetzt waren es zweimal die Gitarristen. Manchmal dauert es eine zeitlang, bis man die richtigen Leute gefunden hat, und man weiß ja auch nie, wie die Leute sich entwickeln. Manni hat sich in eine andere Richtung entwickelt als wir, und dann ist er halt gegangen. Wir hatten zehn gute Jahre, und die will ich auch nicht schlecht reden. Das war eine tolle Zeit mit Manni, und auch die Zeit mit dem Uwe war okay und erfolgreich, aber irgendwann ist dann der Punkt gekommen, wo es nicht mehr weitergeht, und dann muss man auch die Konsequenzen ziehen.
The-Pit.de: Wenn man sich heute die Fans angeschaut hat, dann fällt ja deutlich auf, dass immer mehr jüngere Leute mit dabei sind. Hattet ihr mit solch einer Entwicklung gerechnet, oder hättest du eher darauf spekuliert, dass man mit den Fans gemeinsam alt wird?
Chris: Gott sei Dank bekommen ja unsere alten Fans auch Kinder. Gerade hat ein junger Mann neben mir gesessen, und das war der Sohn von Uwe Lulis, und den kenne ich schon seit der Geburt. Der hat heute mit einundzwanzig sein erstes, richtig langes Grave Digger Konzert gesehen. Das hat mich total gefreut. Das gibt natürlich unheimlich Auftrieb, und das macht dann auch glücklich, und ich denke, dass bei uns im Konzert Leute im Alter von fünf Jahren bis 60, 70 Jahren kommen. Klasse.