Im Zuge des Headlinerslots von Ektomorf beim Metal Franconia Festival bekam The-Pit.de die Möglichkeit, sich mit Zoli über das kurz vorher veröffentlichte Akustikalbum und das bald anstehende neue Werk zu unterhalten. Naturgemäß schweiften die Themen immer wieder etwas ab und der Gitarrero plauderte auch viel aus dem Nähkästchen, was dem Wesen des sympathischen Ungarn entspricht.
The-Pit.de: Hallo, Zoli. Schön, dass du dir Zeit für uns nimmst, vor allem weil die Zeit bis zum Auftritt jetzt schon so knapp ist.
Zoli: Hi ihr beiden. Gerne doch!
The-Pit.de: Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Akustikalbum zu machen?
Zoli: Ich spiele jetzt seit ein paar Jahren sehr intensiv Akustikgitarre, weil es mir gut gefällt auch einen Gegenpart zum sonst immer recht heftigen Sound meiner Gitarre zu haben. Ich habe diese Gibson Akustikklampfe, die ich sehr oft und sehr gerne spiele und mit der Zeit forderten die Leute um mich, also meine Freunde und meine Familie, immer mehr, dass ich doch dazu singen sollte, weil meine Stimme auch clean gut klingt. Das wollte ich aber zuerst nicht. Der Auslöser war eine Wohltätigkeitsshow, die wir in einer Kirche in meiner Heimat spielten. Die Show hat so gut funktioniert, dass wir ein ganzes Album machen wollten.
The-Pit.de: Das Album beginnt ja mit einer sehr abgewandelten Version von „I Know Them“, die anders ist, aber trotzdem irgendwie kickt. Hattest du jemals Zweifel, dass das Projekt nicht gut ankommen könnte?
Zoli: Ja, klar hatte ich Zweifel. Ektomorf spielen schon immer harte Musik und dann bringen wir ein Akustikalbum heraus. Niemand wusste wirklich, wie die Fans diesen Schritt auffassen würden. Es ging dann aber alles sehr gut aus. Ich war zuvor der Überzeugung, dass unsere Chancen 50 zu 50 stehen. Entweder die Fans mögen das Album oder nicht. Zwischendrin gab es in meiner Vorstellung nicht. Und so war es ja dann auch. Einige wenige haben geschrieben, dass „The Acoustic“ richtig schlecht wäre, aber der Großteil der Rezensionen viel richtig gut aus, was mich natürlich sehr gefreut hat. Auch wenn „The Acoustic“ völlig anders ist als alle anderen Veröffentlichungen von Ektomorf bisher, so steckt ja trotzdem die gleiche Leidenschaft dahinter und ich bin froh, dass wir diese in den allermeisten Fällen übermitteln konnten. Dazu kommt noch die Tatsache, dass wir live ja schon länger immer ein, zwei Lieder akustisch spielen und die Fans schon öfter zu uns kamen und nach mehr dieser Lieder gefragt haben.
The-Pit.de: Ihr habt zwei Stücke von Johnny Cash gecovert. Warum Johnny Cash?
Zoli: Nun, er ist einfach mein Lieblingsmusiker. Ich habe einige Lieblingsmusiker aus dem Metal- und Popbereich, aber Johnny Cash war und ist einer der inspirierendsten für mich. Ich glaube, Johnny Cash und ich haben etwas gemeinsam. Ich meine das jetzt nicht überheblich, aber ich glaube, auf die eine oder andere Art und Weise überschneiden wir uns manchmal in dem, was wir sagen wollen. Ich habe mich mit seiner Lebensgeschichte beschäftigt, und das hat mich nicht mehr losgelassen. So kam ich zu der Entscheidung, Songs von ihm zu covern.
The-Pit.de: Michael von Volbeat hat mal in einem Interview gesagt, dass sich Volbeat nicht an Johnny Cash rangetraut haben. Deshalb wurde aus einer Coverversion von „Folsom Prison Blues“ der Titel „Sad Mans Tounge“. Hattest du ähnliche Ehrfurcht vor dem Songmaterial von Cash?
Zoli: Ich habe großen Respekt vor Michael. Aber ganz ehrlich: Ich glaube, das ist Quatsch. Eigentlich kann doch jeder covern, was er will. Wenn es scheiße ist, dann strafen ihn die Fans dafür ab und gut ist es. Natürlich sollte man immer versuchen, das Vermächtnis eines anderen nicht in den Dreck zu ziehen, aber die freie Interpretation muss schon möglich sein. Und wenn die Idee, ein Lied eines andern Künstlers zu spielen aus deinem Herzen kommt, dann kannst du das Lied auch spielen. Ich fürchte mich vor keinem Cover. Wenn ich mich danach fühle, dann spiele ich den Song. Natürlich muss man dann die Kritik aushalten, aber wenn man der Meinung ist, dass es gut ist, warum sollte man es dann nicht machen? Und ich sag euch eines: Die Johnny Cash Cover funktionieren bei uns immer. „Rusty Cage“ spielen wir heute Abend auch (und da ging tatsächlich der Punk ab – Anm. d. Ver.) und „Folsom Prison Blues“ haben wir zuletzt bei dem Gig in der Kirche gespielt. Dort waren nicht nur Metalfans, sondern auch ganz gewöhnliche Leute und der Song kam super an. Warum hätten wir das also nicht tun sollen. Ich mag Michael sehr gerne, aber ich glaube es ist nicht richtig, aus Johnny Cash eine heilige Kuh zu machen. Du kannst alles covern – wir haben früher Metallica gecovert, weil es uns inspiriert hat. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass man alles covern kann, was man will. Die Fans sagen einem dann schon, ob es ihnen gefällt.
The-Pit.de: Du hast über Facebook schon verlauten lassen, dass das neue Album recht hart werden soll. Kannst du uns schon näheres über die kommende Platte erzählen?
Zoli: Ja klar! Als erstes gibt es zu berichten, dass die Scheibe fertig ist. Wir haben mit Tue Madsen zwölf Songs aufgenommen. Direkt nach der November-Tour und den Aufnahmen zu „The Acoustic“ haben wir uns in meinem Studio verschanzt, um das neue Album aufzunehmen. Tue kam im Januar nach Ungarn und verbrachte drei Wochen bei mir in der Stadt und wir haben eine wirklich harte Scheibe produziert. Metalmusiker sagen von jedem Album, dass es das härteste ist, darum will ich diese Phrase jetzt nicht verwenden, aber es handelt sich trotzdem um ein wirklich hartes Stück Ektomorf. Die Platte ist auf jeden Fall härter als „Redemption“. Viele Leute, die die Platte schon gehört haben, meinten vor allem die Stimme wäre düsterer als auf den vorangegangenen Veröffentlichungen. Ich bin der gleichen Meinung. Das Album ist sehr düster und es hat ein ähnliches Feeling wie „Iowa“ von Slipknot. Wir haben jede Menge Double-Bass Einlagen verwendet, das Riffing ist sehr aggressiv und die Vocals sind sehr brutal. Allerdings singe ich auch manchmal clean. In drei Liedern sind kurze, cleane Textstellen, die wie eine Bridge funktionieren. Wir haben auch alle Songs in einem Livetempo aufgenommen. Wir sind eine Liveband und wollen die Lieder natürlich auch live mit der gleichen Brachialität wie auf CD rüberbringen. Das war eigentlich Tues Idee. Sie hat uns aber so gefallen, dass wir dann wirklich alle Songs so aufgenommen haben, als würden wir sie gerade live spielen. Dafür haben wir die Scheibe dieses Mal sechsmal abgemischt. Das war bei Ektomorf bisher noch nie so. Alle vorangegangenen Platten wurden einmal gemischt und gut war es. Dieses mal war es anders, weil ich eine genaue Vorstellung hatte, wie das Album klingen soll. Wir haben immer nur Kleinigkeiten verändert, aber trotzdem waren wir nachher froh, die Feinheiten noch richtig ausgearbeitet zu haben. Herauskommen wird die Platte im Juli oder im August. Das Datum ist noch nicht ganz sicher, weil wir erst noch unsere Liveaktivitäten unter einen Hut bringen müssen und unsere Plattenfirma meinte, dass wir dann vielleicht das Album und die Livetermine eventuell gemeinsam promoten können. Außerdem hat die Platte noch keinen Namen. Ich habe zwei Titel im Kopf, die mir beide sehr gut gefallen – nur kann ich mich noch nicht entscheiden. Die Platte kommt jedoch sicher diesen Sommer und man kann sie sich als eine Melange von „Destroy“, „Outcast“ und „Redemption“ vorstellen. Der Sound der Platte ist sehr massiv, sehr dicht. Ein Tue Madson Sound eben. Ich liebe das Album sehr, weil wir lang und hart daran gearbeitet haben.
The-Pit.de: Die letzten Alben kamen in sehr kurzen Abständen. Du musst doch die ganze Zeit am Songs schreiben sein.
Zoli: Ja, das stimmt schon, aber ich schreibe gerne Musik. Ich empfinde das nicht als Belastung. Ich habe neue Gitarren, die haben mich schon auch inspiriert.
The-Pit.de: Deine Texte waren bis jetzt ja immer sehr persönlich. Ist das auch auf der neuen Scheibe so?
Zoli: Ja. Es ist irgendwie immer dasselbe. Genauso wie bei Johnny Cash (lacht). Er hat immer über sein Leben gesungen und ich singe über mein Leben. Das haben wir gemeinsam. Unserer beider Leben verliefen wirklich nicht immer so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Meistens war es ganz schön hart. Somit werden die Texte im Prinzip wieder den gleichen Regeln folgen, aber neue Themen betreffen.
The-Pit.de: Von was handeln die Texte?
Zoli: Nun, da gibt es einige Parallelen zu „Outcast“. Viele unserer Fans sagen, dass „Outcast“ bisher das beste Album von Ektomorf ist. Leider hat uns damals die Plattenfirma im Stich gelassen und die Scheibe nicht so promotet, wie wir uns das vorgestellt hatten. Trotzdem höre ich von den Fans immer wieder „Outcast“. Das neue Album wird also wieder in diese Richtung gehen, es wird aber an den Gitarren komplexer ausgearbeitet sein. Nicht gleich so krass wie Meshuggah, aber doch komplexer. Auf keinen Fall wollten wir in die Richtung Metalcore gehen. Ich hasse Metalcore und hoffe, dass dieser Trend bald wieder abschwillt. Ich bin mit Bands wie Metallica und Slayer groß geworden und diese Musik ist für mich richtige harte Musik. Metalcore ist im Vergleich dazu einfach Mist. Ich habe Respekt davor, auch wenn ich die Musik nicht mag, aber wir werden ein Album herausbringen, dass den ganzen Corelern zeigen wird, was harte Musik ist. Weißt du, momentan machen so viele Bands, die ich schon sehr respektiert habe, einfach nur trendige Musik, wovon wir als Ektomorf einfach enttäuscht sind und ich glaube, vielen Fans da draußen geht es ähnlich. Wir vermissen da einfach das Herzblut. Und das ist der Hauptgrund, warum wir etwas richtig heftiges herausbringen werden. Ehrlich, groovig, modern und fucking Metal! Ich finde, viele bekannte Bands haben ihren Ärger, der sie meist so bekannt gemacht hat, vergessen. Mir wird immer vorgeworfen, dass ich immer nur über Ärger und Hass schreibe. Aber, ehrlich, um was geht es denn im Rock, im Metal und im Hardcore? Richtig. Um genau diese Themen! Ich kann doch keinen Metal machen und dann über Gänseblümchen singen!